Die Landwirtschaftskammer hat aktuell verschiedene Konservierungsarten für Raufutter für Pferde wie Heulage und Silage als Alternativen zum Heu untersucht und dabei wichtige Kriterien zur Qualitätsverbesserung beleuchtet und hinterfragt, denn es ist nicht immer leicht, gute Heuqualitäten zu erzeugen oder aber diese über die gesamte Lagerdauer zu gewährleisten. Vor- und Nachteile sind hierbei in der Praxis oft gegeneinander abzuwägen.
Der optimale Schnittzeitpunkt für die Heuproduktion ist dann erreicht, wenn die Hauptbestandsbildner in der Blüte sind. Dauergrünlandbestände können jedoch in ihren botanischen Artenzusammensetzungen stark variieren, sodass sich der Blühzeitpunkt stark unterscheiden kann. Rohfaser (XF)-Gehalte von 25 bis 30 % sind anzustreben, um eine ausreichende Kauaktivität und damit Speichelbildung sicherzustellen. Verstärkt sollten auch die Zuckergehalte im Auge behalten werden, um Krankheiten wie der Hufrehe, vor allem Fruktan, vorzubeugen.
Gute Voraussetzungen für die Lagerung von Heu für die Pferdefütterung sind ein Trockenmassegehalt mit über 86 % und eine geringe Keimbelastung aus (Hefen < 10.000 KBE/g, Verderbpilze < 1.000 KBE/g). Ist bei reiner Bodentrocknung das Witterungsrisiko sehr hoch, kann es passieren, dass das Heu mit geringeren TM-Gehalten gepresst wird. Dies führt zu einer Lagerinsabilität des Heus. Während der Heufermentation in den ersten Lagerungswochen können sich die Keime vermehren und es entsteht Wärme. Bei einer Temperaturüberschreitung von etwa 45 °C im Ballen vermindert sich die Heuqualität. Es kommt zur Denaturierung der Eiweiße und der Futterwert sinkt. Die kontinuierliche Temperaturüberwachung im Ballen ist deshalb empfehlenswert, um auch einer Brandentstehung entgegenzuwirken.
Aufzeichnung der Temperaturentwicklung in zu feucht gepressten Heuballen
Landwirtschaftskammer setzte HAYTECH-System zur Online-Temperaturüberwachung im Ballen ein
Mittels eines Temperatursensors des HAYTECH-Systems kann stündlich über die quanturi.app eine Alarm-SMS an eine Basistationverschickt werden, wenn die Temperatur einen bestimmten Wert überschreitet. Die Basistation ist entweder ins Internet vor Ort (Radius rund 200 m) eingebunden oder mit eigener SIM-Karte sowie mit zehn Sonden ausgestattet Die Übertragung erfolgt in Echtzeit.
Für die Qualitätssicherung des Ernteguts muss eine absolut gassichere Lagerung gewährleistet sein. Für die optimale Verdichtung des Ernteguts sind eine Schnittländge von 25 cm sowie ein hoher Druck vorteilhaft. Es sollten hochwertige Folienlagen (mindestens acht) verwendet werden ind der Ballen gasdicht verschlossen werden. Nach dem Öffnen der Ballen oder bei Rissen in der Folie können sich schnell Hefen und Schimmelpilze bilden, die zum aeroben Verderb des Futters führen.
Im obergärigenen TM-Bereich wird der noch vorhandene Sauerstoff veratmet und die Konservierung beruht lediglich auf CO2-Anreicherung, im unteren TM-Bereich (bis ca. 60 %) findet Gärung statt. Als Zielwert gilt es, einen pH-Wert von 5 anzustreben, um entstehende Gärprodukte wie die erwünschten Milchsäurebakterien in Balance zu halten und unliebsame Buttersäure sowie Alkohol zu vermeiden.
Zur Qualitätsverbesseung im oberen TM-Bereich bieten sich chemische Konservierungsstoffe wie Propionsäure oder spezielle Salzmischungen an. Hierbei ist auf eine ausgewogene Dosierung als auch auf die homogene Verteilung in Erntegut zu achten.
Landwirtschaftskammer hat Einsatz von biologischem Siliermittel untersucht
Biologische Siliermittel enthalten Milchsäurebakterien (MSB), deren Stoffwechselaktivität zumindest einen gewissen Anteil Wasser im Erntegut und vor allem Zucker als Nahrung voraussetzt.
Um die Obergrenzen der Wirksamkeit eines Michsäurebakterien-Präparates auszutesten, wurden bei der Ernte einer extensiv bewirtschafteten Grünlandfläche bei Schlesen im Juni 2021 sowohl unbehandeltes als auch mit Siliermittel behandeltes Gras in Rundballen einsiliert. Die Applikation in den Gutstrom erfolgte oberhalb der Pickup der Rundballenpresse. Das Siliermittel enthält sowohl homo- als auch heterofermentative MSB, es wird im Gärverlauf also eine gewisse Menge Essigsäure gebildet, welche die Aktivität von Hefen hemmt. Zur Ermittlung der TM-Verluste wurden die Ballen nach dem Wickeln und vor dem Öffnen gewogen, Proben wurden nach dem Öffnen mit einem Bohraufsatz an verschiedenen Stellen der Ballen gezogen. Die Silageproben wurden auf den Gehalt an wasserlöslichen Kohlenhydraten, die Gärqualität, den Keimbesatz und die aerobe Stabilität (Labormaßstab) untersucht.
Gärqualitätenvergleich der unbehandelten und mit Siliermittel (MSB) behandelten Silagen (n=5)
Veränderung des Fruktangehalts bei frischem Gras (AM) durch Einstz von biolgischem Siliermittel
mit homo- als auch heterofermentativ enhaltenen Milchsärebakterien (MSBho+he)
Fazit: Siliermitteleinsatz betriebsindividuell planen
Da es leider nicht ein Mittel für alle Anwendungen gibt, ist der Siliermitteleinsatz betriebsindividuell zu planen. Gerade in der Grasernte ist es wichtig, Zusammensetzung und physiologisches Alter des Pflanzenbestandes zu kennen, um dessen Silierfähigkeit beurteilen zu können. Überwiegen Weidelgräser oder machen Kräutern oder Klee einen großen Anteil aus? Wie ist die Narbenqualität, ist mit Schmutzeintrag zu rechnen? Silogeometrie, Verdichtung, Vorschub sowie Zeitpunkt und Qualität der Abdeckung sind ebenfalls wichtige Entscheidungskriterien. Erfahrungen aus den Vorjahren können helfen, Probleme zu identifizieren. Gerade das Jahr 2021 hat gezeigt, dass auch das Wetter zur Ernte nicht immer mitspielt. Dann ist es gut, für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.
Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 dienen in der Regel der Verbesserung der Gärqualität, helfen also, Fehlgärungen zu vermeiden. Bei schlechten Anwelkbedingungen reichen biologische Präparate leider nicht immer aus, verschiedene chemische Siliermittel können hier die Fermentation von Anfang an in die richtige Richtung lenken. Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 erhöhen die aerobe Stabilität der Silage, ihr Einsatz ist bei zuckerreichem Erntegut, mangelnder Verdichtung und geringem Vorschub empfehlenswert. Die Herstellerangaben zur Dosierung und Siloreifezeit sind unbedingt einzuhalten.
Gerade wenn das Frühjahr lange kalt ist, ist der natürliche Besatz an aktiven Milchsäurebakterien häufig gering. Ein Verzicht auf Siliermittel heißt, sich bewusst dafür zu entscheiden, das Ergebnis der Silierung dem Zufall zu überlassen. DLG geprüfte Silierzusätze haben ihre Wirksamkeit in unabhängigen Versuchen bewiesen und werden kontinuierlich überwacht, ein Entscheidungsschema ist unter https://siliermittel.dlg.org/ zu finden.
Dr. Susanne Ohl, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein