Markt aktuell

Rindfleisch weltweit knapp und teuer

Die Rinderbestände sind weltweit stark geschrumpft

Global ist Rindfleisch extrem knapp und teuer. Läuft der Markt heiß? Analyst Matthijs Bremer (DCA Market Intelligence) erläutert, warum der Vergleich mit 2022 hinkt und er weiterhin mit sehr festen Preisen rechnet. 
Es gibt zu wenig Fleisch. Die Rinderbestände sind weltweit stark geschrumpft und haben das Angebot verknappt – gleichzeitig bleibt die Nachfrage stabil. Vor allem seit dem letzten Jahr kommt weltweit weniger Rindfleisch auf den Markt. Hinzu kommt, dass auch die Zahl der Kühe, die für den Aufbau der Rinderherden gebraucht werden, in vielen Regionen ebenfalls stark zurückgegangen ist. Wir sehen also eine strukturelle Unterversorgung. 2022 wurden die Preise durch explodierende Kosten nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine angetrieben. Vor allem Futter, Energie und Logistik wurden schlagartig teurer. Damals stieg die Inflation. Das hat viele Konsumenten verschreckt und der Fleischkonsum ging stark zurück. Heute ist das anders: Die Inflation flacht ab, viele Menschen verdienen mehr, und die Knappheit betrifft diesmal das Fleisch selbst – nicht die Produktionsfaktoren. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht
In den USA sind die Preise für Schlachtbullen mittlerweile auf umgerechnet über 9 € je kg gestiegen. Die Rinderherde in den USA ist so klein wie seit 70 Jahren nicht mehr! Durch immer wiederkehrende Dürren – besonders seit 2022 – haben viele Farmer Rinder notgeschlachtet, weil das Grundfutter fehlte. Viele würden gerne mehr produzieren – aber sie können nicht. Je nach Region hat das unterschiedliche Gründe: In Nordwesteuropa ist es auch die Blauzungenkrankheit, die die Bestandsentwicklung bremst. In anderen Regionen sind es Dürre und Futtermangel. Selbst Länder wie Brasilien und Australien, die theoretisch mehr produzieren und liefern könnten, bekommen zunehmend Probleme, ihre nationale Herdengröße stabil zu halten. Dort werden gerade mehr Tiere geschlachtet als nachgezüchtet werden, weil der Export so stark wächst. Für einige Regionen wie beispielsweise die EU könnte das Produktionsmaximum erreicht sein, weil Umwelt- und Klimavorgaben eine Ausweitung der Tierhaltung erschweren. In Regionen wie Südamerika oder Südafrika gibt es noch Wachstumspotenzial – aber nur, wenn das Klima und die politischen Rahmenbedingungen passen. Noch sind viele bereit, höhere Preise zu zahlen – vor allem im Premiumsegment. Dort bleibt der Absatz stabil, weil diese Produkte von zahlungskräftigen Zielgruppen gekauft werden. Andere Verbraucher greifen zu günstigeren Produkten – etwa Hackfleisch oder Verarbeitungsprodukten. Aber irgendwann wird selbst der Hamburger unbezahlbar und der Konsum geht zurück. Kritisch ist die Lage schon jetzt in China: Dort wurden 2024 etwa 3,5 Mio. t Rindfleisch importiert. 2025 könnten es laut USDA sogar 3,7 Mio. t werden. Gleichzeitig ist der Markt dort überversorgt, die Preise sinken und die Produzenten machen hohe Verluste. Die Regierung untersucht bereits das Importverhalten. Ein Rückgang der chinesischen Importe könnte den gesamten Weltmarkt schlagartig unter Druck setzen. (top agrar)