Reifeprüfung, Grasernte und Wildtierrettung

Reifeprüfung Grünland: Grünlandportal SH

Die Daten der Reifeprüfung Grünland abrufbar unter www.gruenlandportal-sh.de oder über die Smartphone-App „Grünlandportal SH“ (kostenlos herunterladbar über die gängigen App Stores).

Im wöchentlichen Rhythmus beprobt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Grünlandaufwüchse in vier Klimaregionen des Landes und ermittelt deren Ertrags- und Qualitätsdaten. Mit diesen Daten wird in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und einem von der CAU Kiel (Grünland und Futterbau/Ökologischer Landbau) entwickelten Prognosemodell der zu erwartende Wachstums- und Qualitätsverlauf berechnet und ebenfalls veröffentlicht.

Ziel der Reifeprüfung ist es, die Abreifeentwicklung des 1. Aufwuchses von Dauergrünland und Ackergras in den definierten Klimaräumen richtig einzuschätzen und so den optimalen ersten Schnittzeitpunkt zu finden. Dies ist wichtig für eine hohe Qualität des zu erntenden Futters und auch um rechtzeitig Absprachen mit dem Lohnunternehmer treffen zu können.

Für Rückfragen wenden Sie sich gerne an unsere Fachreferenten.

Wildtierrettung in der Grasernte

Unter den vielen organisatorischen Aspekten des insbesondere ersten Grasschnittes gewinnt die tierschonende Mahd zunehmend an Bedeutung. Dies ergibt sich aus der rechtlichen Verpflichtung, Wirbeltiere nicht unnötig zu verletzen oder zu töten, und aus der futterbaulichen Notwendigkeit, den Eintrag von Krankheitserregern (Botulismus) in das Siliergut zu vermeiden. Das von Clostridien-Bakterien unter Luftabschluss produzierte, hochgefährliche Botulinumtoxin kann über ins Siliergut eingetragene Tierkadaver zu Krankheits- und Todesfällen unter Nutztieren führen.  

Um Wildtiere bei der Mahd zu schonen, gibt es verschiedene Optionen. Trotz möglicher Ausgleichszahlungen im Rahmen geförderter Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) ist die Wahl eines späten Erntezeitpunktes häufig nicht praktikabel, da der Qualitätsverlust des geernteten Futters zu hoch ist. Daher kommen in der Praxis meist Methoden zur Vergrämung oder Suche (einschließlich entsprechender Sicherung) von Wildtieren zum Einsatz. Nicht alle Vergrämungsmethoden wirken bei verschiedenen Tierarten gleichermaßen erfolgreich, sodass eine besonders aufmerksame Beobachtung der zu beerntenden Flächen im Vorfeld stets anzuraten ist. Praktische Hinweise zur Wildtierrettung sind unter Praxisratgeber Mähtod | Kitzrettung-Hilfe zu finden, die Wichtigsten werden nachfolgend kurz aufgeführt:

Im Vorfeld der Ernte:

Vergrämung mittels ...

  • Optischer Signale (z. B. Wildscheuchen, Flatterband, Tüten)
  • Akustischer Signale (z. B. Rauchmelder, Radio)
  • Olfaktorischer Signale (z. B. menschlicher Geruch)

Absuche mit Hunden
Absuche mit Drohnen
Einsatz von Infrarot-Wildrettern

Während der Ernte:

  • Mährichtung: von innen nach außen für offene Fluchtwege
  • Staffelmahd: größere Flächen zeitversetzt in Etappen bzw. Vorgewende am Vortag mähen
  • Wildwarnsysteme zur Montage am Mähwerk
  • Zeitnahe Mahd nach Ergreifen von Vergrämungs- oder Suchmaßnahmen, damit kein Gewöhnungseffekt eintritt
  • Schnittpunkt im Tagesverlauf (nicht während der Nacht)
  • Mähtechnik: Balkenmähwerke aus Naturschutzsicht schonender als Rotationsmähwerke, Aufbereiter erhöht Tierverluste
  • Schnitthöhe 10 bis 15 cm zum Schutz von Kleintieren empfohlen

Eine gute Zusammenarbeit und möglichst rechtzeitige Absprache der beteiligten Akteure Landwirte, Jäger und Kitzrettung ist für ein effektives Vorgehen hilfreich. Vereine zur Kitz- bzw. Wildtierrettung sind mittlerweile weiträumig vertreten und können bei Bedarf kontaktiert werden. Der Verein Deutsche Wildtierrettung e. V. (www.deutsche-wildtierrettung.de) bietet sowohl eine Übersichtskarte zu Kitzrettungsteams als auch Informationen für Landwirte, Drohnenpiloten, Helfer und Jagdpächter.

 

 

Die Grasernte steht bevor: Worauf ist in diesem Jahr besonders zu achten?

Aufgrund der nassen Witterung in den vergangenen Wochen war die Befahrbarkeit der Grünlandflächen auf vielen Betrieben nicht gegeben, so dass Düngung, Grünlandpflegmaßnahmen und Nachsaat nicht möglich waren. Wenn die Altgrasbestände relativ lang in den Winter gegangen sind, befindet sich vergammeltes Altgras im Untergrund. Lücken oder Maulwurfhaufen erhöhen zudem die Gefahr der Futterverschmutzung. Zur Risikominimierung empfiehlt sich eine höhere Mähhöhe (≥ 7cm, bei Altgras ≥10 cm), die Arbeitsgeräte sind so einzustellen, dass sie oberhalb der Grasnarbe arbeiten, bei Maulwurfbesatz ohne Mähaufbereiter mähen.

Der hohe Rohproteingehalt der noch jungen Grünlandbestände wirkt im Silierprozess gemeinsam mit dem Aschegehalt puffernd, erschwert also die pH-Wert-Absenkung. Bei den Zuckergehalten bleibt zu hoffen, dass sie durch die angekündigten Sonnenstunden in den kommenden Tagen noch ansteigen. Falls danach jedoch wieder eine Schlechtwetterphase folgen sollte, könnte Zucker in diesem Frühjahr der limitierende Faktor werden. In diesem Fall kommt dem richtigen Anwelken auf über 30% TM eine große Bedeutung zu, insbesondere, wenn heterofermenative Milchsäurebakterien (MSBhe) als Siliermittel eingesetzt werden. Bei suboptimalen Anwelkbedingungen ist gegebenenfalls ein Abweichen vom üblichen Siliermitteleinsatz / Vorgehen bei der Ernte notwendig:

  • bei TM < 25% ein chemisches Siliermittel der DLG Wirkungsrichtig 1a,
  • bei TM < 30% homofermentative Milchsäurebakterien (MSBho),
  • erst bei TM > 30% Kombinationen aus MSBho+he oder rein MSBhe,
  • längere Partikellängen bei feuchtem Erntegut (6-8 cm), kürzere bei TM > 30% (3-4 cm).

Im Einzelfall könnte es auch sinnvoll sein, unterschiedliche Mittel für verschiedene Silobereiche einzusetzen, zum Beispiel für die untere Hälfte bei geringem Anwelkgrad ein chemisches Mittel oder MSBho und für die obere Hälfte MSBho+he zur Vermeidung von Nacherwärmung bei fehlendem Vorschub. Allerdings dürfen biologische und chemische Mittel nie gemeinsam in einem Tank/Dosierer appliziert werden, da die MSB das nicht überleben können. Weitere Hinweise sind in Bauernblatt Ausgabe 15/2024 zu finden.

Checkliste für die Grasernte