Eine züchterisch verbesserte Futtereffizienz beim Milchrind führt zum einen zu einer verbesserten Produktionseffizienz der Milcherzeugung und stellt zum anderen eine Maßnahme zum aktiven Klimaschutz dar, da bei einer höheren Futtereffizienz geringere Treibhausgas (THG)-Emissionen je Produkteinheit entstehen. Darüber hinaus könnte eine Zucht auf geringeren Methanausstoß einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Das übergeordnete Projektziel ist die Zucht auf Futteraufnahme, Futtereffizienz und verminderte Methanemissionen in den deutschen Rinderpopulationen. Ein wesentlicher Grundstein sind hier die präzisen, einzeltierbezogenen Daten aus den Versuchsbetrieben. In den 13 deutschen Lehr- und Versuchsbetrieben stehen rund 900 Kühe mit Zugang zu Wiegetrögen (Holstein, Fleckvieh und Braunvieh). Durch diese differenzierte Phänotypisierung soll die Erarbeitung von Grundlagen zu effizienzorientierten Zuchtstrategien (Anpaarung und Zuchtauswahl) erfolgen. Für die Etablierung einer Zuchtwertschätzung muss jedoch eine größere Datenbasis mit höherer Tierzahl geschaffen werden.
Methode: Die im BLE-Projekt optiKuh begonnene, wichtige Datengrundlage für die Züchtung auf Futtereffizienz soll im Projekt eMissionCow weitergeführt und erweitert werden. Beispielsweise sollen die erhobenen Futter- und Tierdaten auf den Versuchsbetrieben mit den Milchanalysen des mittleren Infrarot-Spektrums (MIR-Daten) für die Entwicklung einer MIR-Schätzgleichung für Futtereffizienz genutzt werden. Für die Weiterentwicklung der vorhandenen europäischen Schätzgleichung für Methan, MethaMIR, sollen Methanemissionsmessungen an Fleckviehkühen in Respirationskammern durchgeführt werden.
Für die Weiterentwicklung der vorhandenen europäischen Schätzgleichung für Methan, MethaMIR sollen Methanemissionsmessungen an Fleckviehkühen in Respirationskammern durchgeführt werden.
Mit dieser Weiterentwicklung soll die MethaMIR Gleichung für die beiden wichtigsten Milchkuhrassen in ganz Deutschland nutzbar gemacht werden.
Anschließend soll geprüft werden, ob MIR-Daten zur Charakterisierung von Phänotypen für die Zucht auf geringeren Methanausstoß und höhere Futtereffizienz geeignet sind. Von Vorteil wäre hierbei, dass eine Datenbasis mit deutlich mehr Tieren zur Verfügung stehen würde, wenngleich der Phänotyp am Einzeltier ungenauer erfasst wird als in den Versuchsbetrieben. Ebenso sollen Daten der einzeltierbezogenen Methanemission (Messung mit Laser-Methan-Detektor) in Relation zu Genotyp, Respirationskammer und MIR-Daten gesetzt werden. Ein weiteres Hilfsmerkmal für die Zuchtwertschätzung ist die Beziehungen zwischen Exterieurmerkmalen und Futteraufnahme. Damit kann die Datenbasis für die zukünftige Zuchtwertschätzung Futtereffizienz vergrößert werden.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein sendete an dieses Projekt Daten zur Auswertung der genannten Fragestellungen aus ihren Fütterungsversuchen der Milchkühe. Die Projektlaufzeit betrug drei Jahre über den Zeitraum vom 01.06.2018-31.05.2021.
Die Koordination des Projektes oblag dem Förderverein Bioökonomieforschun e.V. Weitere Projektpartner neben der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein waren:
Gefördert wurde das Projekt emission cow aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Projektträger ist die Landwirtschaftliche Rentenbank und die deutsche Innovationspatenschaft Agrar.
Die Idee zum Projekt optiKuh ist aus der Nutztierstrategie der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA) entstanden.
Insgesamt 15 Projektpartner aus Universitäten, Forschungseinrichtungen des Bundes und der Länder sowie Wirtschaftsunternehmen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam aktuelle Zukunftsfragen in der Milchkuhhaltung zu bearbeiten:
Dazu werden fächerübergreifende Untersuchungen in 12 Versuchsbetrieben (u. a. längerfristige Fütterungsversuche mit unterschiedlichen Kraftfutterniveaus und Grobfutterqualitäten) durchgeführt.
Methoden:
Umsetzung der Ergebnisse in Beratung, Schule, Praxis:
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat an diesem Projekt Fütterungsdaten aus den Milchviehversuchen im Projektzeitraum zur Verfügung gestellt.
Neben der Landwirtschaftskammer sind weitere Partner beteiligt aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft sowie am Agrarsektor beteiligte Unternehmen:
Gefördert wird das Projekt vom BLE und dem ptble (Projektträger Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft). Unter dem Link finden sich weitere Informationen zum Projekt auf der Internetseite: https://www.optikuh.de/
Mit Ende des Projektes optiKuh und dem regen Interesse von Wissenschaft, Beratung, Wirtschaft und Praxis an dessen Ergebnissen schlug die Geburtsstunde des Projektes optiKuh2. Weitere interessante Fragestellungen zum Thema Futteraufnahme, Futtereffizienz und Stoffwechselstabilität können mit dem bereits vorliegenden Datenmaterial beantwortet werden. Die Intensität der Milcherzeugung steht hinsichtlich Tierwohl und negativer Umweltwirkungen weiterhin in Diskussion.
Eine zukunftsfähige Milchproduktion in Deutschland setzt also eine Lösung dieser Problematik voraus. Nun widmen sich drei der damaligen Projektpartner mit Unterstützung der anderen weiteren und vertiefenden Untersuchungen:
Energiesaldo
Gibt es Unterschiede zwischen dem bewährten Energiebewertungssystem und neueren Ansätzen? Welcher der Ansätze führt zu einem besseren Ergebnis?
Futteraufnahme
Aktualisierung des Futteraufnahme-Schätzmodelles von Gruber et al. (2004) an den aktuellen Daten von optiKuh. Die Schätzung der Futteraufnahme dient einem besseren Verständnis der Nährstoffaufnahme und deren Einflussfaktoren für eine optimale Fütterung der Milchkühe.
Effizienzmerkmale
Welche Effizienzmerkmale sind für eine zukunftsfähige und verantwortungsvolle Züchtung geeignet? Hier ist eine möglichst gesamtheitliche Betrachtung der Milchkuh nötig, um das Energiedefizit im 1. Laktationsdrittel nicht zusätzlich zu verschärfen.
Tiergesundheit
Welche Zusammenhänge liegen zwischen Energiesaldo und Stoffwechselstabilität der Milchkühe vor? Woran erkennt man robuste Kühe? Hier soll eine App Landwirten und Landwirtinnen in der Praxis helfen, das Erkrankungsrisiko einzelner Tiere verlässlich einzuschätzen. Dies unterstützt wiederum ein tierindividuelles Management für mehr Tierwohl und Tiergesundheit.
Tierzüchtung
Wie sind Merkmale für Futteraufnahme, Effizienz und Tiergesundheit für die züchterische Bearbeitung geeignet? Dafür werden genetische Korrelationen und Erblichkeiten geschätzt.
Optikuh 2 hat am 01.09.2019 begonnen und wird bis zum 31.05.2021 als Projekt laufen. Finanziert wird der Nachfolger von Optikuh ebenfalls durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Auf der Internetseite unter https://www.optikuh.de/optikuh2/ finden Sie weitere Informationen zum Projekt.
Nachdem im Förderprojekt REDUCE (FKZ: 28-RZ-3-72.030; 28-RF-3-72.031) eindeutig nachgewiesen wurde, dass Ammoniakemissionen (NH3-Emissionen) um 40 bis 60 % durch den Einsatz eines Ureaseinhibitors (UI) unter praxisnahen Bedingungen in Rinderställen reduziert werden und eine einsatzfähige Wirkstoffformulierung verfügbar ist, sollen mit dem Projekt Prax-REDUCE die letzten notwendigen Voraussetzungen für die Überführung der UI-Anwendung in die breite landwirtschaftliche Praxis (Rinderhaltung) geschaffen werden. Dafür soll eine praxistaugliche Technik zur automatischen, täglichen Applikation entwickelt werden, ein qualifizierter Nachweis der sicheren Verwendung auf Basis von praxisbezogenen Expositionsdaten und –szenarien erbracht werden, eine Erprobung in praxisnahen Ställen erfolgen sowie Anwendungsempfehlungen, Einsatzhinweise und gewonnene Erfahrungen in die Praxis transferiert werden. Damit soll eine praktikable, gut zu kontrollierende und dokumentierende Maßnahme zur NH3-Emissionsminderung zur Marktreife gebracht werden, die problemlos in verschiedenen Arten von bestehenden und/oder neu zu errichtenden (Milchvieh-)Ställen einsetzbar ist.
Da 86 % der in der Landwirtschaft entstehenden NH3-Emissionen auf Tierhaltung (hier wiederum hauptsächlich auf die Rindviehhaltung) und Wirtschaftsdüngermanagement entfallen, liegen hier auch die größten Reduktionspotentiale, wenn in Deutschland die Verpflichtungen laut Richtlinie (EU) 2016/2284 über die Reduktion der nationalen Emissionen bestimmter Luftschadstoffe zur Minderung der NH3-Emissionen um 5 % in den Jahren 2020 bis 2029 und um 29 % ab 2030 tatsächlich erreicht und eingehalten werden sollen. Als bestverfügbare Technik (BVT) finden stickstoffoptimierte Fütterung und Futterverwertung, Installation von Abluftsystemen oder Optimierung des Flüssigmistmanagements bereits ihre Anwendung. Diese BVT reicht jedoch nicht aus, um die genannten Zielstellungen zu realisieren. Die angestrebte Komplettlösung ist ein weltweit neuer, innovativer Ansatz mit sehr hohem Minderungspotential.
Durch die Minderung von NH3-Emissionen in die Umwelt trägt das geplante Projekt zum nachhaltigen Wirtschaften in Tierhaltungsställen, zur effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen, zum Umweltschutz sowie zum Erhalt von natürlichen Lebensräumen bei. Tierschutz, in Form artgerechter Haltung, und Erfordernisse der Luftreinhaltung können in Einklang gebracht werden. Verminderte NH3-Emissionen in bzw. aus den Tierställen führen zu geringerer Belastung von Tieren und Beschäftigten. Das kann die Arbeitsplatzbedingungen verbessern und das Wohlbefinden der Tiere erhöhen, was mit höherer Leistungsfähigkeit verbunden sein könnte. Der im Wirtschaftsdünger vermehrt verbleibende Stickstoff steigert dessen Nährstoffwert und seine Transportwürdigkeit. Das führt zu einer effizienteren Nutzung und Anwendung der Ressource Wirtschaftsdünger sowie von Grund- und Betriebsmitteln beim Wirtschaftsdüngereinsatz (u.a. Ausbringtechnik, Kraftstoff).
Insgesamt soll mit Prax-REDUCE eine Innovation umgesetzt werden, die sowohl zur Einhaltung international eingegangener Luftreinhaltungsverpflichtungen beiträgt als auch die Wettbewerbsbedingungen für die Rinderhaltung in Deutschland sowie für die Industriepartner wesentlich verbessert. Darüber hinaus können die durch Prax-REDUCE erzielten Ergebnisse der Analyse und Ableitung von Handlungsoptionen für die Umwelt- und Agrarpolitik dienen.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für drei Jahre gefördert.
Weitere Projektpartner neben der Landwirtschaftskammer sind das Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Christian-Albrechts-Universität Kiel, die drei Industriepartner SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, agrotop Gmb und Betebe GmbH beteiligt. Zusätzlich sind noch die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG-LSA) und das Julius-Kühn-Institut in Braunschweig weitere Projektpartner.
Präzise Mineralergänzung
80-90% der ökonomischen Verluste entstehen durch gesundheitliche Probleme der Milchkühe, die in der kritischen Phase zwei bis drei Wochen vor dem Kalben bis zu 100 Tage nach dem Kalben auftreten. Eine korrekte und adäquate Mineralversorgung in diesem Zeitraum ist, aufgrund des zunehmenden Einsatzes von totalen Mischrationen (TMR) oder anderen standardisierten Fütterungs- und Managementsystemen von besonderer Bedeutung, um die Entwicklung zu meistern und die Produktivität zu erhöhen.
Dies beinhaltet eine präzise Mineralfutterergänzung der Milchkühe, wobei eine fortschrittliche Mineralfutterstation mit cloud-basiertem Service und einer Datenschnittstelle kombiniert wird mit der Identifikation der Kühe über elektronische Ohrmarken. Zusätzlich sind tierindividuelle Mineralergänzungen möglich. Mineralstoffe und Vitamine sind für das Immunsystem der Kühe wichtig und die Futterzusatzstoffe können breite Wirkungen auf die Umwelt und das Klima haben. Die gesammelten Daten werden in einer Webanwendung geführt, um die Futteraufnahmen der einzelnen Kühe zu überwachen, die ein früher Indikator für gesundheitliche Probleme sein können. Als Ergebnis trägt dieses Milchviehmanagementtool signifikant zu mehr Tierwohl und Ressourceneffizienz bei.
Spezielle Ziele
Erwartete Ergebnisse
Unter dem Link https://www.iof2020.eu/trials/dairy/precision-mineral-feedingfinden Sie weitere Informationen zum Projekt.
Für die Rasse Deutsche Holstein wird eine Vielzahl an Zuchtwerten geschätzt, die den Züchtern für Selektions- und Anpaarungsentscheidungen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig kann diese Menge an Informationen die Auswahl von passenden Zuchttieren erschweren.
Im Projekt wird die Entwicklung eines neuen Produktionsindexes beschrieben, der alle wesentlichen Zuchtmerkmale ihrer ökonomischen Bedeutung entsprechend berücksichtigt. Um die monetäre Bedeutung der einzelnen Zuchtmerkmale zu ermitteln, wurden verfügbare phänotypische und ökonomische Daten von 47 Kuh-Visions-Betrieben in Schleswig-Holstein ausgewertet. Dieser Beitrag fokussiert auf die ökonomische Bewertung direkter Gesundheitsmerkmale, für die kürzlich eine Zuchtwertschätzung implementiert wurde.
Die Gesamtkosten, verursacht durch erkrankte Tiere, lagen zwischen 72,67 € für Zyklusstörungen und 314,70 € für Labmagenverlagerung. Dami00t bestätigen die Ergebnisse die hohe wirtschaftliche Relevanz der Tiergesundheit in der Milchrinderzucht. Die relativen Gewichtungen aller Zuchtmerkmale im neuen Produktionsindex stellen sich wie folgt dar: Produktion 36%, Nutzungsdauer 28%, Gesundheit 14%, Fruchtbarkeit 10%, Kalbemerkmale 7% und Kälberfitness 5%. Somit wird der Index zwar durch die Produktionsmerkmale dominiert, spiegelt jedoch auch die große Bedeutung einzelner funktionaler Merkmale für die ökonomische Bewertung der Tiere wider.
Mit der Entwicklung des beschriebenen Produktionswerts wurde ein Instrument geschaffen, welches die Rangierung und Selektion von Rindern basierend auf ökonomischen Kennzahlen von Milchviehbetrieben aus Schleswig-Holstein ermöglicht.