Ernüchterung bei Ertrag und Qualität
Die diesjährigen Landessortenversuche Winterweizen sind beerntet, analysiert und verrechnet, wobei die mehrjährige Verrechnung noch aussteht. Dabei wird deutlich, wie sich der Stress des zurückliegenden Anbaujahres auf die Erträge und die Qualität niedergeschlagen hat. Insbesondere der hohe Krankheitsdruck hat seine Spuren hinterlassen. Wie die Sorten hinsichtlich ihrer Anfälligkeiten zu beurteilen sind, ist unter dem Link zu den Kankheitsbonituren abrufbar. Die Erträge sind in diesem Jahr, wie bereits vorab erwartet, auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Insgesamt sind auch die Qualitäten über Sorten und Standorte hinweg niedrig. Einerseits wurde viel Klein- und Schmachtkorn gefunden, wodurch das Hektolitergewicht gelitten hat. Andererseits sind bis auf den Standort Kastorf die Proteingehalte im Erntegut sehr niedrig. Ertraglich liegen die Standorte rund 5 bis 15 % unterhalb der Ertragserwartung aus Vorjahren und knapp 20 % geringer als die Erträge guter Weizenjahre.
Welche Sorten in verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins besonders geeignet für den Praxisanbau sind und besonders auch, wo jeweils ihre Stärken und Schwächen liegen, wird in den Landessortenversuchen geprüft. Beim Winterweizen an 6 Standorten werden verschiedene neue und bereits etablierte Sorten unter ortsüblichem und deutlich reduziertem Pflanzenschutzeinsatz (Verzicht von Fungiziden) geprüft. Da die Einschätzung der Sorten auf einer soliden und robusten Datengrundlage stehen soll, werden immer mehrjährige Ergebnisse von vielen Standorten auch aus der Kooperation und Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftskammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen herangezogen und verrechnet. Dieses aufwendige Vorgehen ermöglicht damit eine gute Einschätzung und sichere Vorhersage über das Leistungsvermögen neuer Sorten und nimmt in der landwirtschaftlichen Beratung eine zentrale Rolle ein.
Achim Seidel, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Düngeempfehlungen unter Berücksichtigung der neuen Düngeverordnung finden Sie auf gesonderten Seiten.
Vor der Aussaat erfolgt in der Regel eine Beizung des Saatgutes mit dem Ziel, samenbürtige Pilzkrankheiten zu erfassen. Hierzu zählen z. B. Weizensteinbrand und Weizenflugbrand, Schneeschimmel und Fusarium-Arten und die Schwarzbeinigkeit. Die wichtigsten Ungräser sind der Windhalm und der Ackerfuchsschwanz. Bei pfluglosen Bestellverfahren spielen auch Trespenarten eine zunehmende Rolle. Problematische Unkräuter sind Kamille, Vogelmiere, Ehrenpreis, Ackerstiefmütterchen sowie das Klettenlabkraut. Von den pilzlichen Blattkrankheiten sind vor allem die Septoria-Blattdürre, Echter Mehltau sowie Braunrost, Gelbrost und DTR-Blattdürre zu nennen. In einzelnen Jahren sind auch Ährenfusariosen von Bedeutung. Auch Schädlinge müssen beim Anbau von Winterweizen beachtet werden. Blattläuse können Ertragsverluste durch ihre Saugtätigkeit verursachen. Außerdem sind sie als Überträger von Viruskrankheiten wie dem Gelbverzwergungsvirus von Bedeutung. Weitere relevante Schädlinge sind die Sattelmücke sowie die Gelbe und die Orangerote Weizengallmücke und das Getreidehähnchen.
Zur Verhinderung von Lager ist die Anwendung von Wachstumsreglern eine sehr wichtige produktionstechnische Maßnahme.
Folgende Pflanzenschutzmittel können eingesetzt werden. Die Tabellen ersetzen jedoch nicht die genaue Beachtung der jeweiligen Gebrauchsanleitung: