Herbst- und Frühjahrsaussaat
Im vergangenen Herbst ist gegenüber dem Vorjahr weniger Winterweizen gesät worden (118.500 ha ( minus 21 %)) und auch weniger Winterraps (minus 14 %), umso mehr liegt der Fokus nun auf den Sommerungen: Die Bestellung in diesem Frühjahr von Sommergetreide, Ackerbohnen und Rüben ist regional nässebedingt, vor allem auf den schweren Böden in der Marsch, noch nicht abgeschlossen. Das mögliche Zeitfenster für den passenden Saattermin schwindet. Auch am Standort Futterkamp soll noch Mais gedrillt werden, die Versuche der Landwirtschaftskammer, einschließlich Sommergetreide, konnten an diesem Standort bereits rechtzeitig eingesät werden.
Ackerbau am Standort Futterkamp
Das Lehr- und Versuchsgut Futterkamp hat dieses Jahr 20 ha Raps. Weizen steht auf 50 ha und Gerste auf 35 ha. Es gibt aktuell 1.562 Versuchsparzellen Weizen und 632 Parzellen Raps am Standort Futterkamp. Im Schnitt hat der Standort 65 Bodenpunkte, die Bodenart ist sandiger Lehm. Der Standort ist eiszeitlich geprägt und hügelig. Außerdem befinden sich hier auch die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer. Die Kammer testet hier, wie auch an noch weiteren Standorten im Land, wie die einzelnen Raps- und Getreidesorten jedes Jahr abschneiden. Die Ergebnisse fließen direkt in die Beratung der landwirtschaftlichen Praxis für die Anbauentscheidung im kommenden Jahr ein.
Wie macht sich der Klimawandel bemerkbar?
Bei vielen Kulturen, insbesondere beim Raps, hängt die phänologische Entwicklung stark mit der Temperatursumme zusammen. Laut dem Deutschen Wetterdienst war der Januar 3° C, der Februar (je nach Station) bis 6° C und der März bis 4,5° C wärmer als der Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Die nötigen Temperatursummen zu Blühbeginn sind deutlich früher erreicht worden als in der Vergangenheit (Daten-Quelle: DWD).
Am Versuchsstandort in Futterkamp stellt die Landwirtschaftskammer fest, dass der Blühbeginn des Rapses mit dem 9. April im Vergleich zum Schnitt der Vorjahre (2017 bis 2023) mit dem 23. April – also 14 Tage früher – erfolgte (Schwankung über die Jahre gab es zwischen dem 18. April und 3. Mai). Sortenunterschiede wurden hier ausgeklammert. Auch Jochen Flessner, Mitglied im Kammervorstand und selbst Ackerbauer, berichtet von seinen Erfahrungen: „Die Entwicklung in diesem Frühjahr dürfte den Einfluss der Klimaerwärmung widerspiegeln, wie z. B. auch im Obstbereich, wo frühere Blühzeitpunkte klar festzustellen sind. Das heißt jedoch nicht, dass es nicht auch mal wieder ein kaltes Frühjahr geben kann. Im Schnitt bedeutete es aber, dass es wärmer wird, dass das Frühjahr und auch der Herbst gegenüber dem Winter länger dauert. Zwar scheint sich damit die Vegetationszeit zu verlängern, aber die frühe Entwicklung der Blüten verschärft auch das Risiko von Frostschäden", so Jochen Flessner.
Fokus auf Absicherung – nicht alles auf eine Karte setzen
Der Fokus muss in der Landwirtschaft damit umso mehr auf der Absicherung des Ertrages und der Risikominimierung liegen. Was sich im Zuge des Klimawandels zeigt, sind mehr Wetterextremereignisse und sehr ausgedehnte Wetterphasen – wie aktuell immer wieder Regen. Im Schnitt der vergangenen sechs Jahre ist am Standort Futterkamp, einschließlich des trockenen Jahres 2018, eine Jahresniederschlagsmenge von 630 mm gefallen. Aber seit November sind bereits rund 400 mm Regen gefallen, das ist mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Winter in diesem Zeitraum.
2023 war ein gutes Rapsjahr, die Erträge lagen bei 39 dt/ha (2022: 44 dt/ha) im Schnitt – wie sich Witterung und Klimaeinfluss dieses Jahr darstellen, bleibt abzuwarten. Fakt ist aber, dass es für die Landwirtschaft – den Ackerbau der Zukunft – immer wichtiger wird, Risiken abzusichern: Anbaurisiken, Wetterrisiken und Preisrisiken.
Das Schlüsselwort heißt hier Risikostreuung, d. h., eine breite Streuung ist für Landwirtinnen und Landwirte sinnvoll: verschiedene Früchte, verschiedene Sorten, verschiedene Ernte- und Saatzeitpunkte, Preise und Ernte am Markt absichern und Pflanzenschutz, Fruchtfolge, Feldgesundungsmaßnahmen, um die Erträge abzusichern, und das Risiko so zu minimieren.
Etwas weniger Raps als im Vorjahr
Raps ist 2024 wieder auf den dritten Platz gefallen, hinter Winterweizen und knapp hinter Wintergerste (72.500 ha, plus 2 % gegenüber dem Vorjahr), unter den wichtigsten Marktfrüchten für den Ackerbau in Schleswig-Holstein. Der Rapsanbau im Land hat sich dieses Jahr gegenüber 2023 um 14 % reduziert. Die Aussaatfläche liegt nach Angaben des Statistikamtes Nord bei rund 71.000 ha. Diese Fläche liegt leicht unter dem sechsjährigen Anbaudurchschnitt (73.000 ha). Gründe für den reduzierten Anbau zur Ernte 2024 dürften erschwerte Bestellbedingungen und gesunkene Marktpreise nach dem Boomjahr, im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges, gewesen sein. Aktuell liegt der Rapspreis für die Ernte 2024 bei 42,50 €/dt. Damit sind die Preise zuletzt etwas gestiegen. Weltweit und deutschlandweit wird mit einer eher kleineren Ernte gerechnet, was die Preise festigen dürfte. Sojaöl- und Rapsschrotpreise sind gestiegen und verleihen auch dem Rapspreis Impulse.
Auch Honigbienen lieben Raps
Neben den blühenden Bäumen, Hecken und Sträuchern in Knicks und anderen Landschaftselementen ist die Rapstracht im ländlichen Raum eine der wichtigsten und frühesten Nahrungsquellen für Honigbienen und andere Insekten.
Ein Hektar Raps liefert 200 bis 400 kg Honig und erzeugt zirka 1.600 Liter Öl für Margarine, Speiseöl, aber auch technische Öle und Biodiesel. Des Weiteren liefert Raps nach dem Auspressen der Samen das Rapsextraktionsschrot – ein wertvolles, einheimisches Eiweißfuttermittel.
Verantwortlich für den Pressetext: Daniela Rixen Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Rückfragen bitte unter Telefon: 0 43 31-94 53-109, E-Mail: drixen@lksh.de