Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner unterstrich gestern in Berlin die Relevanz der neuen Förderung: „In der Praxis - auf dem Acker, im Keller und im Stall – untersuchen wir bundesweit, wie digitale Techniken optimal zum Schutz des Klimas und der Umwelt, zur Steigerung des Tierwohls, der Artenvielfalt und zur Arbeitserleichterung eingesetzt werden können. Nachhaltigkeit wollen wir so noch besser zusammenbringen mit Ertragssicherung. Das ist entscheidend für eine gute Zukunft der Branche, steigert die Attraktivität Grüner Berufe und erhöht die gesellschaftliche Akzeptanz. Wichtig war mir daher, mit den Experimentierfeldern das gesamte Spektrum der Landwirtschaft abzudecken – vom Ackerbau über die Sonderkulturen bis zur Tierhaltung.“
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht sagte dazu heute: „Ich freue mich sehr, dass wir heute ein Projekt starten, das mehrere meiner Lieblingsthemen miteinander kombiniert: Die Digitalisierung bietet unerschöpfliche Möglichkeiten der Innovation – auch und besonders in der Landwirtschaft. Sie lässt sich mithilfe moderner Technik nachhaltig stärken. Ob minutiös die Produktivität der Biogasanlage überprüft werden kann, ob die Futterroboter den Kühen im Stall die Nahrung servieren oder die auszubildenden Landwirte schon vom Klassenzimmer aus einen digitalen Blick aufs Feld werfen können. Ich begrüße es sehr, dass rund vier Millionen Euro aus Bundesmitteln dieses Experimentierfeld in Schleswig-Holstein fördern – und bin gespannt auf die Ergebnisse!“
Prof. Dr. Martin Braatz, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel, begrüßte die Zusammenarbeit der Projektpartner, insbesondere in dem geplanten Co-Working Space am Grünen Kamp. Diese Zusammenarbeit stärke den Standort. Schon jetzt gebe es durch die kurzen Wege zwischen FH, Kammer, DEULA und BBZ einen intensiven Austausch. Hinsichtlich der Kommunikation betonte er: „Die heutige Agrarwirtschaft wird von der Gesellschaft zunehmend kritisch betrachtet. Die digitale Transformation ermöglicht es, durch die ‘virtuelle Landwirtschaft zum Anfassen‘ verständlicher zu informieren und verlorenes Vertrauen in der Gesellschaft wiederzugewinnen.“
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, der zuständigen Stelle für die Aus- und Weiterbildung in 12 Agrarberufen, stellte in ihrer Rede vor allem die Menschen in den Vordergrund: „Bei allen geplanten Digitalisierungsvorhaben auf landwirtschaftlichen Betrieben soll vor allem die Kompetenz der Anwenderinnen und Anwender gestärkt werden. Erst durch maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildungskonzepte kann die digitale Transformation gelingen und Ressourcen und Energie freisetzen für eine weiterhin zukunftsfähige und erfolgreiche Landwirtschaft.“
Prof. Dr. Eberhard Hartung, Leiter des Instituts für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der CAU Kiel und Präsident des KTBL, betonte mit Blick auf die einzusetzende Technik in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Projekts: „Das Verbundprojekt trägt dazu bei, durch herstellerunabhängige Schnittstellen einen digitalen Datenaustausch zwischen unterschiedlichster Hardware (z.B. Sensoren und Technik) und Software wirklich zu realisieren. Darüber hinaus stellt es einen guten Nährboden für ergänzende Projekte und Aktivitäten in dem Bereich der Auswertung von "Big-Data" durch künstliche Intelligenz (KI) in Schleswig-Holstein dar.“
14 Projekte bundesweit – eins in Schleswig-Holstein
Bundesweit gibt es 14 geförderte Projekte, eines davon in Schleswig-Holstein. Hier haben sich zur Umsetzung folgende Institutionen zusammen gefunden:
- Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel GmbH mit dem Fachbereich Agrarwirtschaft, Osterrönfeld, als Konsortialführer und angewandte Forschungseinrichtung
- Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als wissenschaftliche Forschungseinrichtung
- Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein als unabhängige Offizialberatung mit Schwerpunkten in der Aus- und Weiterbildung in der Landwirtschaft
- DEULA Schleswig-Holstein als praxisorientierte Bildungseinrichtung mit großem Schulungsgelände
- Das Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal als größter landwirtschaftlicher Schulstandort in Schleswig-Holstein
Virtuelle Landwirtschaft fürs Klassenzimmer und Büro
Ziel der fünf Verbundpartner ist der Ausbau digitaler Kompetenzen in der Aus- und Weiterbildung zusammen mit sieben landwirtschaftlichen Betrieben, dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND). Ein besonderer Fokus liegt in Schleswig-Holstein dabei auf dem Aufbau eines Netzwerks mit modernen Kommunikationskanälen, um die heutige Landwirtschaft an digitalen Anwendungsfällen zu demonstrieren.
Mit Hilfe einer lückenlosen Dokumentation der einzelnen Ressourcen in den landwirtschaftlichen Kreisläufen der Projektbetriebe soll ein Stoffstrommodell entwickelt werden. Damit lassen sich Arbeitsabläufe im Kuhstall und auf dem Feld mithilfe von Virtual-Reality-Brillen in jedem Klassenzimmer und Büro abbilden, verstehen und anschließend optimieren. Neben virtuellen Betriebsbesichtigungen soll es künftig möglich werden, das Pflanzenwachstum auf einzelnen Feldern im Zeitraffer zu beobachten.
Co-Working Space stärkt Standort Grüner Kamp
Neben der Erweiterung von Lerninhalten in der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung der Projektpartner auf Basis neuester Erkenntnisse aus den digitalen Experimenten, sollen mit einem innovativen Co-Working Space auf dem Grünen Kamp in Rendsburg und dessen Standortnähe zu vier der fünf Projektpartner sowohl neue Ideen für zukünftige Gründerinnen und Gründer, als auch eine physische Anlaufstelle für Interessierte geschaffen werden. Durch den Wissenstransfer zwischen landwirtschaftlicher Praxis, Wissenschaft, Aus- und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft soll die Digitalisierung nachhaltig und ressourcenschonend in der Agrarwirtschaft Schleswig-Holsteins etabliert werden und darauf aufbauend Innovationsimpulse für Forschung, landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen schaffen.
Weitere Auskünfte zum neuen Projekt erteilt Jan Henrik Ferdinand,
Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit, FuE Zentrum FH Kiel GmbH,
Grüner Kamp 11, 24783 Osterrönfeld,
Tel.: 04331-845162, Mobil: 0178-3029284,
E-Mail. jan-henrik.ferdinand@fh-kiel.de