Als Anerkennung für Betriebe, die beides in Einklang bringen, hat die Präsidentin der Landwirtschaftskammer Ute Volquardsen heute zwei Tierhalter mit einem wertvollen BronzeEhrenteller für ihre Innovationen ausgezeichnet.
Ziel ist eine nachhaltige Tierhaltung, die die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und Soziales) berücksichtigt. Die Entwicklung dahin ist komplex und ein gesamtgesellschaftliches Projekt. Die Politik ist hierbei gefordert und muss die rechtlichen Leitplanken für die zukünftige – von der Gesellschaft akzeptierte – Tierhaltung setzen.
„Die Tierhalter und Landwirte, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausführen, sowie der gesamte vor- und nachgelagerte Bereich der Landwirtschaft sind ebenso gefordert. Wir müssen mit den Verbrauchern offen und ernsthaft darüber diskutieren, wie die Tierhaltung der Zukunft ausgestaltet, aber auch finanziert werden soll. Es reicht nicht aus, die Bilder der modernen Tierhaltung zu zeigen, um mehr Akzeptanz bei den Verbrauchern und Medien zu erhalten. Vielmehr sind auch wir aufgefordert, die Perspektive zu wechseln, um uns etwa zu fragen, wie die Tierhaltung, oder aber unser Handeln auf weniger informierte Verbraucher wirken,“ sagte die Kammerpräsidentin. Die gesamte landwirtschaftliche Branche müsse Teil der Lösung sein und in der vor uns liegenden Herausforderung eine Chance für sich erkennen. Denn hinter jeder Verbraucherforderung, die ehrlich gemeint ist, stecke auch eine Möglichkeit zur Differenzierung und somit eine Chance für jeden einzelnen Betrieb, führte sie weiter aus.
Neues Netzwerk Fokus Tierwohl
In diesem Zusammenhang verwies sie auf das neu gegründete Netzwerk „Fokus Tierwohl“, welches als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert wird. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist einer von bundesweit 17 Partnern im Rahmen dieses Verbundprojektes, das zum Ziel hat, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um die tierhaltenden Betriebe zukunftsfähig zu machen. „Sie sehen, wir machen uns gemeinsam auf den Weg, aber nichts ist so gut, als dass es nicht noch verbessert werden kann. 2 Daher sind auf diesem Weg insbesondere die Betriebe entscheidend, die neue und zukunftsweisende Denkansätze mutig und aktiv verfolgen und somit Leuchtturm-Charakter haben.“ Tolle Beispiele hierfür seien die von der Landwirtschaftskammer für ihre innovativen Ansätze in der Tierhaltung ausgezeichneten Betriebe: der Trakehnerzuchtbetrieb Essing auf Gut Roest in Kappeln (SL-FL) und der Fleischrinderzuchtbetrieb Eckert in Ottendorf (OH).
Was gute Tierhalter auszeichnet
Es gibt einige wesentliche Fähigkeiten, die über Erfolg und Misserfolg in der Tierhaltung und der Tierzucht entscheiden: 1. das richtige Händchen und ein gutes Auge für die Tiere, 2. Tradition und Innovation im Einklang halten, 3. das Denken in Generationen sowie Geduld und Beharrlichkeit und 4. die Leidenschaft.
Das Trakehnergestüt Gut Roest in Kappeln
2008 hat Marion Essing das Gut Roest in Betrieb genommen. Das Gestüt präsentiert sich bis ins letzte Detail durchdacht und wurde hervorragend in die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude integriert. Die 25 Pferdeboxen sind großzügig im Torhaus und in die reetgedeckte Scheune eingefügt und größtenteils mit Außenpaddocks versehen. Bereits 2011 wurde Gut Roest im Rahmen eines Wettbewerbes zu Deutschlands bestem Pferdebetrieb im Bereich Zucht und Aufzucht gewählt. Es hat weiter in allen Bereichen immer wieder innovative Ansätze verfolgt und erprobt. Angefangen mit dem Aufbau einer lückenlosen Tierdokumentation, die für alle Mitarbeiter zu jeder Zeit einsehbar ist, über die selektive Entwurmung der Tiere aufgrund regelmäßiger Kotprobenuntersuchung, den Embryotransfer, elektronische Hallen- und Bandentore, bis zum Anbau von Miscanthus zur Nutzung als Einstreu oder die Einbindung der Flächen ins Projekt „Pferdegrünland und Naturschutz.
Große züchterische Erfolge
Die innovativen Ansätze bilden vermutlich die Grundlage für den großen züchterischen Erfolg. Besonders hervorzuheben ist hier die Auszeichnung der Staatsprämienstute „Pure Freude“ (Tochter der Elitestute „Praise Me“ und des Grand Prix platzierten Hengstes „Shapiro“) auf der Landesstutenschau des Trakehner Zuchtbezirks Schleswig Holstein/Hamburg. Die Überzeugung von Familie Essing ist, die Trakehner durch abwechslungsreiche Bewegung immer wieder zu fordern. Neben den Sandpaddocks steht hierfür ein großzügig angelegter Vielseitigkeitsparcours zur Verfügung. „Es ist wunderbar, zu sehen, mit wie viel Leidenschaft Sie von ihren Pferden reden und wie Sie sich vermutlich gegenseitig immer wieder anspornen. Jeder Betrieb ist anders, aber Sie bieten mit ihrer gelebten Philosophie Denkanstöße für andere Betriebe“, freute sich die Kammerpräsidentin bei der Übergabe des BronzeEhrentellers und der Urkunde am Vormittag.
Betrieb Eckert: Umgängliche Rinder mit gutem Fleischansatz
Familie Eckert hat innerhalb von 20 Jahren eine beeindruckende Entwicklung von einem Hobby – zu einem nahezu Vollerwerbsbetrieb mit 170 ha Grünland (überwiegend Pachtland von der Stiftung Naturschutz) und 210 Rindern vollzogen. Anfang der 1990er Jahre hat alles mit dem Kauf einer Grünlandfläche als Wochenenderholungsraum für die Familie begonnen. 1999 hat sie dann die ersten Tiere gekauft und hatte insbesondere mit dem ersten Bullen „Silvester“ das nötige Glück. Dies war der Startschuss für eine erfolgreiche Zucht, die unter anderem zwei Bundes-Siegerbullen der Rasse Welsh Black 2007 mit „Siggi vom Holmkamp“ und 2013 mit „Ernesto vom Holmkamp“ hervorbrachte.
Das Zuchtziel von Sabine und Olaf Eckert ist ein typvolles, robustes Rind mit gutem Fleischansatz. Das wesentliche Augenmerk liegt auf einem ruhigen Temperament und Umgänglichkeit. Dieses ist für den Betrieb, der mit lediglich zwei Personen bewirtschaftet wird, zwingend erforderlich. Das Haltungskonzept der extensiven Tierhaltung wird immer stärker nachgefragt. Die ganzjährige Weidehaltung auf Naturschutzflächen mit einem nicht unwesentlichen Druck an Jakobskreuzkraut ist nicht einfach und daher besonders hervorzuheben.
Die Fleischrinderzüchter sehen sich selbst als „konservative “ Regionalproduzenten, die nach Möglichkeit nur das verfüttern, was auf dem Betrieb wächst. Neben einer Vermarktung von Zuchtvieh haben sie zudem eine äußerst erfolgreiche regionale Fleischdirektvermarktung aufgebaut. Und trotz des rasanten und vermutlich auch sehr zeitintensiven betrieblichen Wachstums engagieren Eckerts sich im Verband Deutscher Welsh Black Züchter.
Als Begründung für den Preis führte Ute Volquardsen bei der Vergabe an: „Mit ihrer Art der Tierhaltung beweisen Sie, dass Wirtschaftlichkeit und Tierwohl sich nicht ausschließen.“
Hintergrund zu Pferden und Rindern in Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein ist ein Rinder- und Pferdeland. Gut 100.000 Pferde werden hierzulande gehalten. Das sind zum einen die Rassen Holsteiner und Trakehner und zum anderen zahlreiche Rassen vom kleinen Shetlandpony bis zum schweren Kaltblut. Die Pferdezucht ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt, stammen doch zahlreiche berühmte Sportpferde aus dem Land zwischen den Meeren. Die unzähligen Freizeitreiter sind ein wichtiger Faktor für die Landwirtschaft und die nachgelagerten Bereiche, fragen sie doch Futter, Ausrüstung, Weideplatz und Tierärzte nach.
Mit über 300.000 ha Grünland ist Schleswig-Holstein ein echtes Weideland. Neben Pferden und Schafen werden von diesen Flächen auch Rinder ernährt. Davon leben hier über 1 Mio., unterteilt in 720. 867 Milchkühe (v. a. Holstein Schwarzbunt), 93.813 Fleischrinder (Limousin, Galloway et cetera) und 200.557 Doppelnutzungsrinder für Milch und Fleisch (Doppelnutzung Rotbunt, Fleckvieh).
Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer SchleswigHolstein, Tel.: 0 43 31-94 53-111, ikuhn@lksh.de