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Fototermin: Kammerpreis für Innovation in der Schweinehaltung Familie Bährs hat in Tierwohl investiert

Die Landwirtschaftskammer hat am Vormittag den Betrieb von Torsten Bährs in Neufelderkoog (Dithmarschen) mit dem Kammer-Sonderehrenpreis für innovative Ansätze in der Tierhaltung ausgezeichnet. Damit möchte sie in extrem angespannten Zeiten den Schulterschluss mit den Schweinehaltern im Land demonstrieren.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen übergibt den Ehrenpreis an das Ehepaar Torsten und Dorte Bährs aus Neufelderkoog. Foto: Isa-Maria Kuhn

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen sagte bei der Feierstunde auf dem Betrieb an der Westküste: „Die Landwirtschaftskammer hat am Vormittag den Betrieb von Torsten Bährs in Neufelderkoog (Dithmarschen) mit dem Kammer-Sonderehrenpreis für innovative Ansätze in der Tierhaltung ausgezeichnet. Die gesamte landwirtschaftliche Tierhaltung steht in den kommenden Jahren vor einem Umbau hin zu einer nachhaltigeren, gesellschaftlich anerkannten und hoffentlich wirtschaftlich erfolgreichen Landwirtschaft. Wir alle wissen aber um die aktuell extrem angespannte Situation auf den schweinehaltenden Betrieben. Die Krise, die durch Corona und Afrikanische Schweinepest ausgelöst und durch den für nicht möglich gehaltenen Krieg mitten in Europa befeuert wurde, hat die Schweinehaltung nun schon über zwei Jahre fest im Griff. Dies ist die prekäre Ausgangssituation auf den Höfen. Und trotzdem müssen heute die Weichen für morgen gestellt werden.“

Unterstützung seitens der Kammer
In dieser Situation sei es von enormer Bedeutung, im Austausch mit den Berufskollegen, mit dem Lebensmitteleinzelhandel und der Politik zu sein, da man für die zukünftige Schweinehaltung in Deutschland eintreten wolle. Man brauche neben einer wieder höheren Wertschätzung für die Produkte vor allem einen verlässlichen politischen Rahmen. Ställe würden nicht für fünf Jahre, sondern für 20 Jahre gebaut, führte Ute Volquardsen weiter aus. Durch die Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ist der zeitliche Druck für bauliche Maßnahmen in der Sauenhaltung momentan am größten. Die Landwirtschaftskammer muss dringend Lösungswege aufzeigen. In Futterkamp sind daher umfangreiche Baumaßnahmen im Bereich der Sauenhaltung geplant, um eine möglichst große Vielfalt an Haltungsmöglichkeiten zu präsentieren und weiterhin wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen zu können.

Die Landespolitik unterstützt bei dieser großen Aufgabe finanziell. Daneben hat das Land Schleswig-Holstein die Landwirtschaftskammer beauftragt, mit Partnerorganisationen eine kostenfreie Perspektivberatung „Sauenhaltung 2040“ anzubieten, um Betrieben bei der Zukunftsfrage Entscheidungshilfen aufzuzeigen. Dies sind deutliche Zeichen für die Zukunftssicherung der Sauenhaltung in Schleswig-Holstein. Ferner berät die Kammer in ihrem Tierkompetenzzentrum in Futterkamp (Kreis Plön) betroffene Betriebe.
Man dürfe nicht auf Vorgaben der unterschiedlichen Interessensgruppen um sich herum warten. Alle seien gefordert, die Zukunft der Schweinehaltung in Schleswig-Holstein aktiv zu gestalten. Daher seien insbesondere die Betriebe wie der von Familie Bährs entscheidend, die trotz der genannten schwierigen Rahmenbedingungen neue und zukunftsweisende Denkansätze mutig und aktiv verfolgen. Sie hätten Leuchtturm-Charakter für die landwirtschaftliche Tierhaltung und seien daher wichtig, begründete Ute Volquardsen, warum der Betrieb ausgezeichnet worden ist am Vormittag.

Fähigkeiten erfolgreicher Tierhalter
Es gibt Fähigkeiten, die über Erfolg und Misserfolg in der Tierhaltung und der Tierzucht entscheiden: das richtige Händchen und ein gutes Auge für die Tiere, die Kunst, Tradition und Innovation im Einklang zu halten, das Denken in Generationen, Geduld und Beharrlichkeit, Leidenschaft und sicher auch das nötige Quäntchen Glück.

Der Betrieb Torsten Bährs
Diese oben genannten Fähigkeiten hat Familie Bährs in den letzten Jahren bewiesen und hat in kontinuierlichen Wachstumsschritten eine tolle Betriebsentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen. Gegründet wurde der Betrieb 1938 als Schäferei mit 40 Mutterschafen. Der Betriebszweig Sauenhaltung kam zunächst mit 50 Tieren 1975 als weiterer Betriebszweig dazu. Dieser wurde insbesondere ab den 1990er Jahren kontinuierlich weiterentwickelt, sodass der Betrieb heute neben 1.200 Mutterschafen rund 350 Sauen hält und zirka 200 ha – vorwiegend im Deichvorland – bewirtschaftet. Der Einsatz von Stroh ist der Familie sehr wichtig. Die alten Schafställe sind 2011 mit viel Eigenleistung und relativ geringem finanziellen Aufwand zu Warteställen auf Stroh umgebaut worden. Im Wartestall leben die tragenden Sauen über 100 Tage, bevor sie abferkeln.
Mit der nachfolgenden Generation wird die Betriebsentwicklung gemeinsam vorangebracht. Das Ziel war es immer, mit Einstieg der nächsten Generation den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Aufgrund der in 2020 aufgelegten Förderung der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) für Tierwohlställe, wurde dieser Entwicklungsschritt vorgezogen. Dies war trotz der Kurzfristigkeit kein Schnellschuss. „Sie haben sich die Entscheidung nicht leichtgemacht, sondern haben sich die Entscheidung auch im Rahmen eines Coachings mit einem Kammerberater hart erarbeitet. Das Ergebnis sehen wir heute und es hat bestimmt viel Zeit und schlaflose Nächte gekostet: Bau- und Förderantrag, Bank- und Planungsgespräche, Vertragsverhandlungen und schließlich die Bauausführung“, so Ute Volquardsen bei der Ehrenpreisvergabe. Insbesondere bei der Bauausführung wurden viele eigene Ideen verwirklicht und zum Beispiel die Bewegungsabferkelbucht der Firma En-Sta betriebsindividuell angepasst.

In der Bewegungsbucht ist die Sau wenige Tage fixiert, damit sie die kleinen Ferkel kurz nach der Geburt nicht erdrückt. Dabei wurde nicht nur der förderrelevante Mindeststandard eingebaut, sondern gleich die Vorgaben der Borchert Kommission (Stufe 3) umgesetzt. Dies zeigt mit wie viel Engagement und Weitsicht der Betrieb vorgeht.
Der Einsatz von viel Stroh bei den tragenden Sauen und schon in der Ferkelaufzucht wird ab sofort auch im Abferkelbereich umgesetzt werden. Dies alles kostet Geld, sodass sich Familie Bährs parallel zur tierwohlgerechteren Schweineproduktion auch mit dem Lebensmitteleinzelhandel um eine Strohschwein-Vermarktung bemüht“, ergänzte die Kammerpräsidentin.
Insgesamt hat der Betrieb für die oben genannten Bereiche plus Deckzentrum eine gute Million Euro investiert, verriet Torsten Bährs.
Familie Bährs betreibt außerdem einen Hofladen und bildet aus.

Schweinehaltung stark rückläufig
Wie das Statistikamt Nord aktuell informiert, hat die Zahl der gehaltenen Schweine nach vorläufigen Ergebnissen in Jahresfrist um knapp 153.900 Tiere abgenommen (minus 12,1 %). Die Bestände an Zuchtsauen sanken um 11.000 Tiere (darunter 6.000 Jungsauen), das ist ein Rückgang um 14,1 %. Auch die Mastschweinebestände sanken deutlich (minus 96.600 Tiere / 15,4 %). Hielten im Mai 2021 noch gut 650 Betriebe Zuchtschweine, Ferkel oder Mastschweine, waren es in diesem Jahr nur noch 600 Betriebe. Das ist eine Abnahme um 16,4 %. Sowohl Betriebe mit Zucht- als auch mit Mastschweinen meldeten eine Betriebsaufgabe oder Leerstand in den Ställen.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer, Tel.: 0 43 31-94 53-111, mobil: 0170-6 34 39 70, ikuhn@lksh.de