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Die Rapsblüte beginnt deutlich früher als im Vorjahr! Bis zur Vollblüte dauert es noch zwei bis drei Wochen je nach Wetter, Anbaubedeutung geschrumpft: Winterraps erneut nur auf Platz 3

In Schleswig-Holstein sind die ersten einzelnen blühenden Rapspflanzen gesichtet worden, rund zwei bis drei Wochen früher als 2019. Durch den milden Winter ist der Raps sehr gut entwickelt. Mit dem zu erwartenden Temperaturanstieg geht die Landwirtschaftskammer von einer recht zeitigen Blüte aus.

In Nordfriesland – hier am Sönke-Nissen-Koog beginnt der Raps langsam zu blühen, deutlich früher als im vergangenen Jahr. Bis zur Vollblüte dauert es aber wohl noch zwei bis drei Wochen. Foto: Ute Volquardsen, Landwirtschaftskammer

Mit der Vollblüte dürfte ab der vorletzten Aprilwoche bis zur zweiten Maiwoche regional unterschiedlich zu rechnen sein, wobei gilt, dass Rapsbestände im Süden gegenüber dem Norden in der Entwicklung weiter sind. Erneut haben Schleswig-Holsteins Bauern nicht viel mehr Raps gesät als im Vorjahr. Grund dafür sind die Probleme, die die Kultur seit einigen Jahren zeigt. Mittlerweile werden Alternativen gesucht wie Hafer, Sommergerste, Ackerbohnen u. a.

Steht ein fünftes schweres Rapsjahr bevor?

Überwiegend entwickelten sich die Rapsbestände aufgrund des milden Winters gut. Ob die zweiwöchigen Frostnächte Ende März den Blütenanlagen geschadet haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Es wird zudem von teils nicht gut ausgebildeten Wurzeln berichtet. Dies könnte bei einer Vorsommertrockenheit zum Problem für den Raps werden.

Der Rapsanbau hat in Schleswig-Holstein vier schwierige Jahre hinter sich (2016-2018), wobei 2019 vielerorts mal wieder recht normal ausfiel. Mit Durchschnittserträgen von 38,0 dt/ha ist die Zeit der Erträge wie z. B. 2014/2015 von mehr als 45 dt aber lange vorbei. Abzuwarten bleibt, was die Ernte 2020 bringt.

Dass die Landwirte nicht mehr so optimistisch sind, zeigt sich an der erneut niedrigen Anbauflächen. Sie beträgt 2020 nach einer Prognose des Statistikamtes Nord nur 65.200 ha. Das sind zwar nur rund 1 Prozent weniger als 2019 und 11 % weniger als 2018 (73.100 ha: 2018), denn vor zwei Jahren war die Anbaufläche wegen des nassen Herbstes 2017 schon vergleichsweise klein ausgefallen, aber deutlich weniger als früher. In früheren Jahren hatte die „normale Anbaufläche“ von Winterraps hierzulande dagegen noch bei um die 90.000 bis 100.000 ha, also deutlich höher, gelegen. Der Rapsanbau scheint in Schleswig-Holstein auf dem Rückzug zu sein. Wie im Vorjahr ist Raps in Schleswig-Holstein in der Anbaubedeutung auf Platz 3, hinter Winterweizen (144.4000 ha), Wintergerste (68.500 ha) gesunken (Raps: 65.200 ha).

Anbauumfang geschrumpft

In der Praxis hat man aus den Erfahrungen des Rapsanbaus der vergangenen Jahre gelernt, dass weitere Fruchtfolgen von Nöten sind, um langfristig stabile Rapserträge sicherstellen zu können, vor allem auch wegen der eingeschränkteren Palette an Pflanzenschutzmitteln. Zudem war es in den letzten vier Jahren aufgrund der Witterung, aber auch aufgrund von Schädlingen und Krankheiten, zu erheblichen Ertragseinbußen gekommen. Spitzenerträge beim Raps von 50 dt/ha wie sie noch 2014/2015 möglich waren, waren zuletzt unerreichbar. Im Durchschnitt lagen die Erträge 2019 bei 38,0 dt/ha, 2018 bei 30,8 dt/ha und 2017 bei 35,6 dt/ha. Es ist offen, wie sich die Bestände zur Ernte weiterentwickeln werden und wie sich auch die Wirtschaftlichkeit dieser so wichtigen Marktfrucht für die Ackerbauern Schleswig-Holsteins darstellen wird.

Blick auf den Markt

Nicht nur in Deutschland, auch in der EU hat sich die Rapsanbaufläche in den vergangenen Jahren reduziert. Damit steigt der Importbedarf. Die Einfuhren aus der Ukraine, Australien und aus Kanada sind gestiegen. Zum Jahresbeginn lagen die Erzeugerpreise bei knapp 400 €/t. Durch die Coronakrise sind die Rohölpreise unter Druck geraten und damit auch die Notierungen für pflanzliche Öle. Die Kurse für Rapsöl sind zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren gefallen, konnten sich zuletzt jedoch etwas erholen. Derzeit erhält der Landwirt für Raps der alten Ernte etwa 350 €/t. Für die neue Ernte gibt es aktuell Gebote, die etwas über diesem Niveau liegen. Diese Kurse können sich jedoch kurzfristig schnell ändern.

Wertvolles Öl

Eine weltweite Bedeutung hat die heimische Ölfrucht als wertvolles Speiseöl, im Bereich Biodiesel und in der Pflanzenölproduktion für technische Öle, Schmierstoffe und vor allem auch Margarine. Der Rapskuchen, der nach dem Auspressen in der Ölmühle übrig bleibt, ist ein wichtiges Eiweißfuttermittel geworden, gentechnikfrei und als Ergänzung zu anderen heimischen Eiweißträgern wie Ackerbohnen, Erbsen. Dennoch kann damit allein Soja – aufgrund seiner günstigen Aminosäurenzusammensetzung – in der Fütterung nicht vollständig substituiert werden. Aber die Nachfrage nach Substituten wie Ackerbohnen nimmt zu.

Insekten zieht er an

Raps ist wichtig für die Landwirtschaft, wenn er blüht, ist er aber auch eine wichtige Pflanze für die Honigbienen und andere Insekten. Raps ist eine ergiebige Trachtpflanze. Er ist be-sonders reichhaltig an Nektar und Pollen. Wegen der Coronakrise fehlen in diesem Jahr zwar die Rapstouristen, die jedes Jahr gerne ins Land kommen, um dieses Naturschauspiel zu erleben, wenn sich Schleswig-Holstein von seiner schönsten Seite zeigt. Die Einheimischen werden die blühenden gelben Felder genießen, ob per Rad, zu Pferde oder als Spaziergän-ger, auch wenn die Anbaufläche kleiner ist als noch vor fünf Jahren.

Bienenschutz steht ganz oben

Der Schutz der Bienen hat beim Pflanzenschutz im Rapsanbau oberste Priorität. Es dürfen nur bienenverträgliche Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Die Landwirtschaftskam-mer empfiehlt, diese möglichst nach dem täglichen Bienenflug, also abends zum Einsatz, kommen zu lassen, um jedwede Beeinträchtigung der pollensammelnden Insekten auszu-schließen. Wenn Verbraucher Landwirte abends oder nachts sehen, ist das also nicht verboten, sondern im Sinne des Bienenschutzes erwünscht. Außerdem darf nicht vorbeugend gegen Schädlinge, sondern nur bei tatsächlichem Befall gespritzt werden (Schadschwelle). Sinn und Zweck des Pflanzenschutzes ist es, den Ertrag zu sichern. Die Landwirtschaftskammer empfiehlt Landwirten, mit den Imkern Kontakt aufzunehmen. Viele Konflikte können durch gegenseitiges Verständnis gelöst werden. 

Fakten rund um den Raps

Raps ist nach Winterweizen und Wintergerste die drittwichtigste Winterfeldfrucht in Schleswig-Holstein. Seit 1987 war er zuvor immer auf Platz zwei hinter Winterweizen gewesen. Erstmalig im Vorjahr lief ihm die Wintergerste diesen Rang ab, und wie es ausschaut, dieses Jahr erneut. Die Rapspreise liegen derzeit auf dem Vorjahresniveau. Ein Blick auf die internationalen Märkte sagt für die diesjährige Ernte 350 €/t voraus. Auf nennenswerte Preiserhöhungen können die Erzeuger in Schleswig-Holstein wohl nicht hoffen, da schwache Rohölkurse auch Druck auf den Rapsmarkt ausüben. Dabei wird in diesem Jahr ein geringeres Rapsangebot erwartet: Deutschlandweit geht man von einer reduzierten Rapsfläche aus. Auch in anderen europäischen Ländern wurde der Rapsanbau eingeschränkt.

Bedeutung in der Fruchtfolge

Die für die hiesige Landschaft so wichtige Kulturpflanze hat auch eine große Bedeutung innerhalb der Fruchtfolge. Durch ihre lange Pfahlwurzel lockert sie den Boden. Durch die positive Vorfruchtwirkung, die u. a. durch die gute Bodengare erreicht wird, bringt Weizen, der nach Raps angebaut wird, mehr Ertrag im Gegensatz zu Weizen, der nach Getreide folgt. Viele Landwirte versuchen es mit anderen Früchten wie Hafer, Ackerbohnen und auch Ackergras.

Raps ist ein Allroundtalent

Raps wird vielseitig genutzt, als Speiseöl, als Rohstoff für die Schmierstoff- und chemische Industrie. Vor allem ist Rapsöl jedoch der am häufigsten verwendete Rohstoff für die Herstellung von Biodiesel. Zum echten Allrounder wird Raps, weil neben dem Öl das beim Pressen der Rapssaat anfallende Restprodukt, der Rapskuchen, genutzt werden kann. Er ist ein hochwertiges Eiweißfuttermittel für das Milchvieh und macht die heimische Landwirtschaft ein Stück weit unabhängig von ausländischen Sojaimporten. Rapsöl ist gesund und nachhaltiger als Palmöl. Raps hat einen Ölgehalt von über 40 % je nach Sorte. Von 1 ha Raps können 1.800 l Öl erzeugt werden, allerdings ist es weniger bei geringeren Erträgen.

Verantwortlich für den Pressetext:
Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,
Telefon: +49 4331 9453-110, E-Mail: drixen@lksh.de

Aktuelle Infos zum Raps auch von Dr. Christian Kleimeier, Landwirtschaftskammer