So wechselhaft wie die Entwicklung von Landwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und Forsten war und bleiben wird, so wechselhaft ist auch die Geschichte der landwirtschaftlichen Selbstverwaltung. Die Landwirtschaftskammer musste immer wieder an die Erfordernisse der Betriebe angepasst werden, das ist auch heute noch so. „Eines sei Ihnen versichert, es ist vor allem das Bekenntnis zur schleswigholsteinischen Land- und Forstwirtschaft, des Gartenbaus und der
Fischerei in einer unabhängigen Selbstverwaltung, auf die wir hier so stolz sein können. Dieses hohe Gut müssen und werden wir bewahren“, so die Kammerpräsidentin. Bei allem Wandel ist der Auftrag der LKSH geblieben: Sie steht mit
Ausbildung und Beratung und ihrem Versuchswesen an der Seite der Praxis. Ihr Ziel ist es wie schon vor 125 Jahren, die Betriebe zu unterstützen, um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel und das Erzielen angemessener Einkommen auf den Betrieben zu sichern unter der Bedingung, möglichst umweltverträglich zu wirtschaften.
Schon heute und in der Zukunft wird es mehr denn je darum gehen, sagt Ute Volquardsen, Ressourcen zu schonen und auf der anderen Seite sehr effizient, Nahrungsmittel anzubauen. Denn Klimawandel und Überbevölkerungen sind die bestimmenden Themen der Zukunft – Verteilungskämpfe gibt es schon heute. Diese Entwicklungen werde die Urproduktion – Landwirtschaft – stärken. Lebensmittel werden immer mehr zu Mitteln des Lebens werden. Das Bewusstsein, wie kostbar fruchtbares Ackerland ist und ein günstiges Klima wie hier in Schleswig-Holstein, werde wachsen – hoffentlich noch rechtzeitig.
Seit Langem setzt sich die Landwirtschaftskammer für eine umweltschonendere Wirtschaftsweise ein: Umwelt-, Wasser-, Arten- und Bodenschutz und wettbewerbsfähige Betriebe heißt der Kompromiss. Die Arbeit einer gut aufgestellten Landwirtschaftskammer ist hier mehr denn je gefordert, diese Veränderungsprozesse gut zu begleiten, so der Tenor. Dies meint auch Ministerpräsident Daniel Günther.
Ministerpräsident Daniel Günther gratulierte zum 125-jährigen und nannte die Landwirtschaftskammer einen „kompetenten und unverzichtbaren Ansprechpartner der Landesregierung". Beide Institutionen verbinde das Ziel, „den Agrarstandort Schleswig-Holstein bestmöglich aufzustellen. Wir wollen die erforderlichen Veränderungen in der Landwirtschaft gestalten und bei den Entwicklungen vorne dran sein, statt ihnen hinterher zu laufen“, sagte Günther und fügte hinzu: Ich freue mich, dass wir diese bewährte Partnerschaft fortsetzen.“
Auch Werner Schwarz, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, gratulierte stellvertretend für die vielen berufsständigen Verbände. Schwarz sagte: „Seit 125 Jahren ist unsere Landwirtschaftskammer auf dem Weg in die Zukunft. Eine Hauptaufgabe war und ist es, die Zukunft vorzubereiten, zu begleiten und im Nachgang kritisch zu analysieren. Lange waren die Aufgaben nicht so groß, die Zeiten so unsicher. Wir erwarten deshalb viel von unserer Kammer. Wir brauchen sie!“
Daten und Fakten zur Geschichte der Landwirtschaftskammer: Meilensteine in 125 Jahren Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH)
- 3. August 1895: Verordnung zur Errichtung einer Landwirtschaftskammer in der Provinz Schleswig-Holstein durch die preußische Regierung.
- 20. März 1896: Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein konstituierte sich in Kiel, erster Kammerpräsident war Christian Graf zu Rantzau Rastorf, (1896-1914). Die Hauptverwaltung arbeitete zunächst im Kronshagener Weg.
- 1919 Gründung der Forstabteilung in Bad Segeberg mit zwei Förstern, um Waldbesitzer nach den Schäden aus dem 1. Weltkrieg zu unterstützen. Heute sind es 12 Förster.
- 1925: Alle landwirtschaftlichen Schulen in der Trägerschaft der Kammer; 1998/99 wurde diese abgegeben.
- 1926 bis 1927:Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes in der Holstenstraße, Architekt: Johann Theede. Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz, ist noch immer im Besitz der LKSH und vermietet.
- 1933: Nach der Machtübernahme der NSDAP verlor die Landwirtschaftskammer im Reichsnährstand ihre Selbstständigkeit.
- 1945: Englische Besatzung unterstellt Bauern dem „Regional food Office“ in Hamburg, eine der ersten Amtshandlungen ist die Aufnahme des Unterrichts an den Landwirtschaftsschulen.
- 1946: Gründung der Landesberufsschule für Molkereifachleute in Malente (heute: Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft).
- 1948 Einsetzung der ersten Fachausschüsse, heute sind es 13 Stück.
- 1949: Gründung der DEULA Schleswig-Holstein GmbH als Lehranstalt für Landtechnik, heute ein Bildungszentrum für die berufliche Aus- und Weiterbildung als Tochtergesellschaft der Kammer
- 1950er und 1960er Jahre: Ausbau des landwirtschaftlichen Beratungswesens mit Wirtschaftsberatern, der Beratung im Programm Nord, Siedlerberatung, der sozio-ökonomischen Beratung, der Betreuung und Beratung für Landfrauen und Arbeitnehmer
- 1961: Kauf des ehemaligen Gutsbetriebes in Futterkamp; heute: Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp). In Futterkamp steht die Kammer vor komplexen Zukunftsfragen. Der Sauenbereich soll neu konzipieren, werden mehr Platz, mehr Stroh, mehr Tierwohl. Ebenfalls steht in der Rinderhaltung die Frage an neu bauen, umbauen, anbauen.
- 1965: Als erstes regionales Qualitätssiegel wird das Gütezeichen Schleswig-Holstein eingeführt. Noch heute ist das blau-grüne Zeichen mehr denn je wörtlich in aller Munde.
- 1972: Neuordnung der landwirtschaftlichen Staats- und Selbstverwaltung mit u. a. Auflösung der Kreislandwirtschaftsbehörden und Übertragung der fachschulmäßigen Ausbildung und Wirtschaftsberatung auf die Kammer. Allmähliche Reduzierung der ehemals 25 Landwirtschaftsschulen.
- 1974: Die nach dem Krieg gegründeten etwa 100 Beratungsringe (Vereine) waren auf 20 geschrumpft; durch die Gründung der Rinderspezialberatung und später weiterer Spezialberatungsringe steigt die Zahl wieder auf etwa 100 Berater an.
- 1989: Aufgrund des Strukturwandels werden die Institute LUFA und ITL zusammengefasst und 2001 verkauft.
- 1994 bis 1996 deutliche Senkungen der finanziellen Zuweisungen des Landes
- 1998/99: Landwirtschaftliche Schulen wechseln den Träger und die LKSH fokussiert sich im schulischen Bereich seitdem auf die beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Kammer ist die Zuständige Stelle für die Berufsbildung im Agrarbereich nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) – 12 Grüne Berufe.
- Seit 1999: Nach Abtreten der Schulen, davon viele mit Versuchsfeldern, kontinuierlicher Aufbau des jetzigen Versuchswesens.
- Bis 2003 sinken die Zuschüsse bis auf null.
- 2006: Verlagerung der Gartenbauabteilung von Kiel-Steenbek nach Ellerhoop-Thiensen (ins Baumschulgebiet).
- 2008: Gründung der MesseRendsburg (NORLA, FLORA) und Einstieg der Kammer als Gesellschafter.
- 2008: Pflanzenschutzdienst wechselt vom Land zur Kammer.
- 2008/2009: Umzug der Hauptverwaltung nach Rendsburg an den Grünen Kamp
- 2012: Der Maststall für 1.400 Schweine in Futterkamp, eines der größten Bauvorhaben, wird abgeschlossen.
- 2021:Übernahme der Pensionslasten durch die Landesregierung
Organe der Landwirtschaftskammer
Heute Arbeiten bei der Landwirtschaftskammer rund 380 Menschen. Die wichtigsten Organe der Landwirtschaftskammer sind die Hauptversammlung, der Vorstand sowie die 13 Fachausschüsse, die mit ehrenamtlichen Vertretern besetzt sind, sodass die fachliche Arbeit den Fragestellungen der Praxis stets angepasst wird. Die Landwirtschaftskammer arbeitet politisch neutral. Die Arbeit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wird vom Ehrenamt gelenkt. Der Vorstand besteht aus der Präsidentin und zwei Vizepräsidenten, einem Vertreter der Arbeitgeber und einem Vertreter der Arbeitnehmer. Die weiteren Vorstandspositionen sind ebenso paritätisch besetzt (Arbeitgeber, Arbeitnehmer). Es sind neun Personen im Vorstand. Höchstes Beschlussorgan der Landwirtschaftskammer ist die Hauptversammlung.
Aufgabe der Landwirtschaftskammer
Die Landwirtschaftskammer ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat laut Kammergesetz die Aufgabe, die Landwirtschaft, Gartenbau und Forst sowie die Fischerei und deren dort tätigen Menschen fachlich zu fördern, zu betreuen und zu beraten. Sie hat die Wirtschaftlichkeit der land- und fischereiwirtschaftlichen Betriebe sowie die land- und fischereiwirtschaftlichen Arbeits- und Produktionsbedingungen im Einklang mit den Interessen der Allgemeinheit unter besonderer Berücksichtigung von Natur und Umwelt zu verbessern. Die Landwirtschaftskammer ist allein fachlichen Aspekten verpflichtet und politisch neutral. Die Landwirtschaftskammer finanziert sich zu je einem Drittel aus der Umlage, wirtschaftlicher Tätigkeit und Mitteln vom Land Schleswig-Holstein für die ihr übertragenen Aufgaben. Die Facharbeit wird in enger Abstimmung zwischen den Fachausschüssen und dem Vorstand gestaltet und vom Hauptamt entsprechend fachkundig umgesetzt.
Was bedeutet Selbstverwaltung?
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist als landwirtschaftliche Selbstverwaltung ein unabhängiges Dienstleistungsunternehmen für die Land- und Forstwirtschaft, den Gartenbau, die Fischerei und den ländlichen Raum. Selbstverwaltung bedeutet, der Berufsstand regelt eigenverantwortlich die Geschicke und Angelegenheiten ihrer Landwirtschaftskammer (Hauptversammlung, Vorstand, Fachausschüsse, Repräsentanten).
Verantwortlich für den Pressetext: Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon: 0 43 31-94 53-110, E-Mail: drixen@lksh.de