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Erntebilanz 2022: Gute Erträge und Preise bei Getreide und Raps 5 % mehr Getreide, 43 % größere Rapsernte

Heute (25. August 2022) wurden auf Gut Rosenkrantz, Schinkel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, vom Landwirtschaftsministerium, dem Bauernverband und der Landwirtschafskammer die ersten Ergebnisse der diesjährigen Getreide- und Rapsernte vorgestellt.

Auftakt der Erntepressekonferenz mit Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, Kammerpräsidentin Ute Volquardsen und Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes SH auf Gut Rosenkrantz in Schinkel bei Kiel (v.li.): Foto: Daniela Rixen, Landwirtschaftskammer SH

Die Ergebnisse der Ernte 2022 sind erfreulich. Foto: Achim Seidel, Landwirtschaftskammer SH

Sie basieren auf den Schätzungen des Statistikamtes Nord:
Die Marktschwankungen, die guten Erträge und hohen Preise standen diesmal im Fokus. Sie ließen die Wetterextremlagen, von denen Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern weitgehend verschont blieb, in den Hintergrund rücken.
Sowohl die Getreideernte als auch die Rapsernte konnten trocken eingefahren werden. Die Qualitäten sind überwiegend gut. Die Erzeugerpreise sind deutlich höher als im Vorjahr, das gilt auch für Ökogetreide.

Die Preise sind aber nicht mehr auf dem Preisrekordniveau wie noch vor einigen Monaten, auch sind die Kosten für Diesel und Dünger und andere Betriebsmittel stark gestiegen. Für viehhaltende Betriebe bedeuten die hohen Getreide- und Rapspreise höhere Futterkosten, insbesondere Schweinebetriebe können schon seit längerem nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Die Aussichten für die Maisernte sind maßgeblich abhängig davon, ob in den nächsten Tagen weiterer Regel fällt und von der Güte des Standortes. Sowohl Mais als auch Grünland benötigen dringend Regen. Noch sind aber ausreichend Futtervorräte in Schleswig-Holstein vorhanden.

Insgesamt zeichnet sich für die Landwirtinnen und Landwirte, was die Erträge bei Getreide und Raps betrifft, ein überdurchschnittliches Anbaujahr ab.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz sagte: „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts und möglicher Nahrungsmittelknappheit bin ich froh, dass wir in Schleswig-Holstein auf eine gute Erntebilanz in diesem Jahr blicken können. Auch wenn sich Schleswig-Holstein aktuell klimatisch als Gunstregion erweist, machen auch unseren Landwirtinnen und Landwirten Wetterextreme wie Starkregen, Hagel und Hitze zu schaffen. Der Klimawandel kommt auf unseren Äckern an. Umso wichtiger ist es, dass sich landwirtschaftliche Betriebe intelligent und zukunftsorientiert aufstellen.

Als Landesregierung wollen wir unsere Landwirtschaft dabei unterstützen, sie fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zu machen. Aus diesem Grund wollen wir ein Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft aufbauen. Dieses soll unter anderem die Landwirtschaft dabei unterstützen, langfristig Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren.“

Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, betonte: „Die Ernte 2022 ist gut ausgefallen. Der Regen kam in der Wachstumsphase immer noch rechtzeitig und auch die Sonne war in der richtigen Dosierung vorhanden, kombiniert mit unseren fruchtbaren Böden, konnten vielerorts gute Erträge und Qualitäten eingefahren werden. Die Preise sind nach einer turbulenten Marktentwicklung im Frühjahr erfreulich, die Betriebsmittelkosten- steigerungen weniger. Größter Unsicherheitsfaktor an den Märkten ist im Moment der Ukraine-Krieg und seine Folgen. Lieferschwierigkeiten, Inflation – angetrieben durch hohe Energiepreise und Lebensmittelpreise – nicht zu vergessen. Ein weiterer Risikofaktor ist das Wetter. Anbau- und Marktrisiken gilt auf unseren Betrieben daher große Aufmerksamkeit. Die Devise ist hier nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Risiko zu streuen. Dort setzt auch unsere Beratung der Landwirtschaftskammer an, sowohl im Pflanzenbau als auch betriebswirtschaftlich und in der Vermarktung“, so die Kammerpräsidentin.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, sagte: „Die Dünger- und Dieselkosten sind explodiert, die Unsicherheit ist groß, sodass wir schlecht abschätzen können, wie es nun weitergeht. Bei einer Gasknappheit brauchen wir einen Vorrang der Düngemittelproduktion. Wirtschaftsdünger wird noch wertvoller. Über allem aber steht die moralische Verpflichtung, unseren Beitrag zur Welternährung zu leisten. Diese Erkenntnis muss Einfluss haben auf die Agrarpolitik aller Ebenen. Pauschale Reduktionen der „Farm-to-Fork“-Strategie müssen an die Notsituation angepasst werden. Wir können die Krise bewältigen und setzen dafür auf die Unterstützung der Politik.“

Erntestatistik der Kulturen
Nach Angaben des Statistikamtes Nord stand Getreide insgesamt in diesem Jahr auf einer ähnlich großen Fläche von 303.100 ha (ohne Körnermais und CCM) wie im vergangenen Jahr, das sind rund 46 % der Ackerfläche. Es wird voraussichtlich eine Erntemenge von rund 2,6 Mio. t Getreide (ohne Körnermais) erwartet, 5 % mehr als im Vorjahr, darunter 1,4 Mio. t Weizen, das ist rund 2 % mehr als im Vorjahr.

Winterweizen: gleichviel Menge geerntet, aber gesteigerte Erträge
Die Winterweizenerträge liegen mit rund 92,2 dt/ha rund 4 % über dem Vorjahresniveau und sogar 5 % über dem langjährigen Durchschnitt (87,7 dt/ha) geschätzt. Die Anbaufläche ist mit 150.900 ha um 4 % eingeschränkt worden gegenüber dem Vorjahr, hier wurde statt- dessen mehr Raps gesät. Winterweizen ist nach wie vor die wichtigste Marktfrucht im Ackerbau hierzulande. Die Erntemenge fiel mit rund 1,39 Mio. t annähernd konstant zum Vorjahr aus. Gegenüber dem landjährigen Durchschnitt war sie 1 % geringer. Die trocken geernteten Qualitäten waren meist überzeugend, teils wurden etwas niedrigere Proteinwerte gemessen. Trocknungskosten fielen meist nicht an.
Aktuell liegen die Preise für B-Weizen im Schnitt bei 29 bis 32 €/dt. Das sind 50 % über dem Vorjahr, wobei gilt, dass mindestens ein Drittel des geernteten Getreides schon zu im Vorwege verhandelten Preisen aus der Ernte heraus verkauft wurde. Futterweizen wird derzeit zu Preisen von 26 bis 29 €/dt gehandelt.

Raps: deutlich mehr eingefahren, hohe Erträge
Die Rapsernte in Schleswig-Holstein fällt nach Angaben des Statistikamtes Nord mit 324.500 t deutlich höher aus als im Vorjahr (+43 %). Der langjährige Durchschnitt wird um 21 % überschritten. Grund dafür ist die gestiegene Anbaufläche. Sie ist gegenüber dem rekordniedrigen Vorjahr (62.000 ha) um 20 % gestiegen auf 74.700 ha. Zudem sind diesmal im Schnitt erfreulich gute Erträge beim Raps geerntet worden. Im Schnitt 43,4 dt/ha, das sind 18 % mehr als im Vorjahr und sogar 23 % mehr als der langjährige Durchschnitt. Auch die Ölgehalte sind sehr gut. Die Gründe dafür liegen vermutlich in sehr guten Wachstumsbedingungen, kaum Stress für die Pflanzen vor allem in der Schotenfüllphase. Nach vielen schwächeren Rapsjahren macht dieses Ertragsergebnis auch betriebswirtschaftlich wieder Spaß. Raps ist mittlerweile wieder die zweitwichtigste Marktfrucht hinter Winterweizen im Ackerbau in Schleswig-Holstein. Aktuell steht die Rapsaussaat an. Es ist zu erwarten, dass auch aufgrund der hohen Preise der Rapsanbau 2022/23 weiter ausgedehnt werden könnte. Die Erzeugerpreise lagen zuletzt deutlich unter dem Preishoch vom Mai. Der Rapspreis liegt derzeit bei 59 €/dt und damit ungefähr auf Vorjahresniveau, was wiederum 75 % höher liegt als 2020.

Blick auf Deutschland, EU und die Welt
In Deutschland wird mit einer Weizenernte von 22 Mio. t gerechnet (+5,9 % gegenüber dem Vorjahr), der zumeist angebaute Winterweizen bringt +5,4 % mehr als im Vorjahr. Die gesamte Getreideernte wird 1,8 % über dem Vorjahr geschätzt (42,9 Mio t inklusive Körnermais). Die Erntemenge bei Raps in Deutschland erhöht sich um fast 15 % auf 4 Mio t, die Erntefläche ist um 9 % auf über 1 Mio. ha gestiegen und der Ertrag erhöhte sich um 5 % auf 37 dt/ha im Bundeschnitt.
EU-weit wird mit einer um 1 % kleineren Ernte gerechnet, es werden 132 Mio. t Weichweizenernte geschätzt gegenüber 105 Mio. t EU-Verbrauch. Die europäische Rapsernte ist trotz Dürre überraschend gut ausgefallen, mit knapp 18 Mio. t wurden 6 % mehr Raps geerntet als im Vorjahr. Der Importbedarf sollte etwas zurückgehen.
Der weltweite Getreideverbrauch liegt mit 2 Mio. t erneut über den Erntemengen (Getreide inkl. Körnermais), beim Weizen fehlen in der Bilanz von Produktion (778 Mio. t) und Verbrauch (783 Mio. t) etwa 5 Mio. t. Für Raps gibt es in einigen Ländern hohe Ernteschätzungen, vor allem Kanada ist wieder auf dem sonst üblichen Niveau. Es werden global 14 % mehr Raps als im Vorjahr prognostiziert. Wichtig für die Preisentwicklung bei Raps bleibt auch die Lage im internationalen Soja-Handel. In den USA sind die Sojakurse am Terminmarkt auf das Niveau vom Jahresbeginn zurückgefallen. Die globale Ölsaatenproduktion (Raps, Soja, Sonnenblumen, Palmöl) erreicht laut USDA im Jahr 2022 mit 643,1 Mio. t ein neues Rekordniveau.

Gerste brachte in Schleswig-Holstein noch mehr als im Vorjahr
Wintergerste
konnte in diesem Jahr die Winterweizenerträge sogar noch toppen. Die Qualität der Körner war gut. Mit 93,1 dt/ha im Durchschnitt (Winterweizen 92,2 dt/ha) brachte sie 10 % mehr Ertrag als im Vorjahr und 12 % mehr als der langjährige Durchschnitt, so die Schätzung des Statistikamtes Nord.
Die Erntemenge liegt, verbunden mit der Anbaufläche, die sich auf 68.200 ha um 1 % verringert hat, bei rund 634.400 t, das sind rund 10 % mehr als im Vorjahr. Gerste kostet derzeit 24 bis 26 €/dt (Vorjahr 20 €/dt).

Weniger Roggen mehr Triticale geerntet
Roggen verzeichnet laut Schätzung Erträge von 75,5 dt/ha, das sind 3 % mehr als im Vorjahr in Schleswig-Holstein.
Triticale legte mit 81,3 dt/ha ertraglich ebenfalls im Mittel zu, und zwar um 2 %. Roggen stand dieses Jahr auf rund 34.300 ha (- 8 %) und Triticale auf 9.300 ha (+14 %). Das Statistikamt Nord schätzt eine Erntemenge bei Roggen von rund 259.000 t (- 4 % wegen Flächenrückgang) und bei Triticale von 75.500 t (+16 %). Die Brotroggenpreise liegen derzeit bei 24 bis 26 €/dt (19 €/dt Vorjahr). Triticale wird als Futter verwendet und liegt bei 25 €/dt.

Mehr Hafer geerntet, weniger angebaut
Gegenüber dem Vorjahr wurde rund 2 % weniger Hafer angebaut (18.600 ha). Als Gesundungsfrucht in der Fruchtfolge und ökonomisch ist er für die Betriebe interessant. Im Ökolandbau spielt er sogar noch eine bedeutendere Rolle.

Betriebsleiter Tilman von Münchhausen bestätigt dies: „Auf dem Gut Rosenkrantz haben wir uns auf die Produktion von Qualitätsgetreide wie Dinkel, Speisehafer, Brotroggen. Braugerste und Ackerbohnen nach Bioland-Kriterien spezialisiert. Es wird mit Getreidehacke und Striegel eine intensive mechanische Beikrautunterdrückung durchgeführt. Zudem betreiben wir eine Dinkelschälung von eigener aber auch von Fremdware für die Mühle der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz in Neumünster.“

Der Haferertrag wird landesweit im Schnitt auf 67 dt/ha geschätzt (5 % mehr als 2021). Die Hafererntemenge liegt schätzungsweise bei 124.800 t, das sind 3 % mehr als im Vorjahr. Die Nachfrage nach Schälhafer und Hafermilch beflügelt weiterhin den Markt. Qualitätshafer kostet derzeit 27 bis 29 €/t (Vorjahr 17 €/dt). Ökoqualitäten bei 42,0 €/dt.

Sommergerste wurde auf einer Fläche von 13.700 ha angebaut, der Anbauumfang ist damit rund 6 % höher als der langjährige Durchschnitt. Sommerweizen stand auf rund 7.600 ha. Die Sommergerstenerträge werden mit 65 dt/ha rund 29 % bzw. mit 72,1 dt/ha bei Sommerweizen 12 % höher geschätzt als im Vorjahr. Die Preise für Sommerweizen und insbesondere Braugerste waren vielfach sehr interessant für die Erzeuger.

Ackerbohnen halten ihren Platz in der Fruchtfolge
Die Ackerbohne konnte 2022 mit rund 11.400 ha gegenüber 2021 9.800 ha deutlich zulegen. Sie hat ihren festen Platz in den schleswig-holsteinischen Fruchtfolgen behauptet. Auch im Ökolandbau ist sie eine wichtige Eiweißfrucht in der Fruchtfolge bzw. als Tierfutter in der eigenen betrieblichen Verwendung. Die Ernte steht aktuell gerade an. Je Dezitonne (dt) kosten Ackerbohnen 32 Euro konventionell bzw. 67 Euro/dt für Ökoware.

Genügend Futter verfügbar?
Futterreserven sind auf vielen Betrieben durch das gute letzte Erntejahr in Schleswig-Holstein, anders als in anderen Bundesländern, noch vorhanden. Zudem waren die ersten beiden Grasschnitte gut (Grundfutterernte für Rinder, Pferde und Schafe, Biogas), aber vielfach ist der dritte Schnitt nicht eingefahren worden aufgrund mangelnden Aufwuchses. Schnitt drei bis fünf werden je nach Niederschlägen entscheiden, ob genug Futter für den Winter bereitstehen wird oder teuer zugekauft werden muss. Dies hängt jetzt regional von den kommenden Niederschlägen ab und dem Standort. Sorge bereitet auch der Silomais. Die Trockenheit sorgt auch hier für rückläufige Ernteerwartungen.

Stroh zu Futterzwecken und als Einstreu ist in guter Qualität in diesem Jahr vorhanden, derzeit werden rund 18 €/dt frei Hof für Stroh bezahlt. Heu wird zu Preisen von 15 €/dt verkauft. Ob zwei bis drei weitere Schnitte in diesem Jahr möglich sind, ist abhängig vom Regen in den nächsten Tagen und Wochen. Die Forderungen für Stroh sind in diesem Jahr deutlich gestiegen. Dies ist auf die aktuelle Trockenheit und auf die hohen Preise für Düngemittel zurückzuführen, denn auf dem Acker verbleibendes Stroh besitzt einen gewissen Düngewert.

Wie wird die Maisernte?
Es wird nach jetzigem Stand – es hat mittlerweile vielerorts geregnet, muss aber noch mehr regnen – eine durchschnittliche Maisernte erwartet. Die Anbaufläche beläuft sich auf rund 163.800 ha, das ist 8 % weniger Mais als im Vorjahr. Gründe dafür: Es wurde im vergangenen Herbst mehr Raps bestellt und im Frühjahr mehr Sommerweizen und Sommergerste, um die guten Erzeugerpreise für Getreide und Raps zu nutzen. Mais wird hierzulande fast ausschließlich als Silomais verwendet für die Rinderfütterung und die Erzeugung von Biogas.

Kartoffeln: Ernte der Hauptsorten beginnt
Die Kartoffelanbaufläche ist auf 6.400 ha gestiegen (+400 ha). Auch bundesweit fällt die Anbaufläche etwas größer aus. Die Frühkartoffelernte verlief gut. Die Erträge sind mindestens durchschnittlich ausgefallen, Qualitätsprobleme gab es kaum. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Erzeugerpreise für Frühkartoffeln unter dem Niveau von 2021. Im vergangenen Jahr war das Angebot knapper wegen der Starkniederschläge im Rheinland. Zudem konkurrierten hiesige Frühkartoffelernte in diesem Jahr länger mit importierter Ware. Frühkartoffeln sind noch ausreichend verfügbar im Übergang zur Haupternte. Hier zeichnen sich trockenheitsbedingt geringere Erträge ab. Die Pflanzen sind zum Teil vorzeitig abgereift und im Boden liegen kleinere Knollen. Die Erträge könnten unterhalb des langjährigen Durchschnitts liegen, Preissteigerungen zeichnen sich ab.

Wie war der Vegetationsverlauf?
Die Bestellung der Getreidekulturen erfolgte im vergangenen Herbst unter guten Bedingungen. Frühgesäte Rapsbestände konnten mit ausreichend Blattmasse in den Winter gehen, späte Bestände dagegen schlecht, auch konnten z.T. hohe Schäden durch den Rapserdfloh nicht kompensiert werden. Über den Winter größere Auswinterungsschäden durch Kahlfröste gab es nicht. Das Frühjahr war bis Mitte Februar für alle Kulturen sehr förderlich. Kräftige Niederschläge in der zweiten Februarhälfte führten teils zu starken Nässeschäden und Flächen konnten wochenlang nicht befahren werden. Dennoch gut, dass es so viel geregnet hat in dieser Zeit – so wurden die Grundwasserbestände zunächst wieder gut aufgefüllt. Der März war gekennzeichnet durch kalte Nächte und trockene, strahlungsintensive Tage. Für Sommergetreide waren die Aussaatbedingungen ab Mitte März optimal mit ausreichend Bodenfeuchte sowie ebenfalls Mitte April für die Ackerbohnen. Die Trockenheit bis Mitte Mai sorgte auf leichten Standorten für erste Trockenschäden, jedoch haben die Niederschläge in der zweiten Maihälfte dies ausgeglichen. Vor allem Mais konnte sich dann etablieren. Im Weizen wurde durch den Regen die Bildung der Nebentriebe gefördert, sodass die Bestände kompensieren konnten. Schleswig-Holstein war im Juni bis auf den südöstlichen Teil des Landes mit ausreichend Niederschlag versorgt. Erst im Juli traten trockene Wetterlagen ein, die nur durch lokale Gewitterschauer unterbrochen wurden. Die Ernte verlief reibungslos zu optimalen Bedingungen.

Ebenfalls gute Ernte im Ökolandbau
Die Ergebnisse der Landessortenversuche im Ökolandbau, ausgewertet von der Landwirtschaftskammer, verzeichnen auch gute Erträge bei Winterweizen, Wintergerste, Roggen und Triticale – daraus lässt sich schließen, dass auch in der Praxis im Ökobereich eine gute Getreideernte eingefahren werden konnte. Amtliche Zahlen liegen hier nicht vor. Einzelmeldungen wie hier auf Gut Rosenkrantz sprechen für eine ebenfalls überdurchschnittliche Getreideernte im Ökolandbau wie im konventionellen Anbau.

Allgemeine Infos zum Ökolandbau in Schleswig-Holstein
In den vergangenen 5 Jahren (2016 bis 2021) hat sich die ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche in Schleswig-Holstein im Durchschnitt um rund 4.800 ha jährlich erhöht und ist von 49.641 ha auf 73.771 ha angewachsen. Der Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche stieg von 5,0 % auf 7,5 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 10,9 %. Die Entwicklung in Schleswig-Holstein liegt im bundesweiten Trend, aber auf niedrigerem Niveau. Dies sind Angaben des ehemaligen MELUND.

Von 2016 bis 2021 hat sich die Anzahl der ökologischen landwirtschaftlichen Betriebe im Durchschnitt um 57 Betriebe jährlich erhöht, von 594 auf 880. Der Anteil an der Gesamtzahl der Betriebe stieg von 5,0 % auf 7,3 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 14,0 %. Dies sind Angaben des ehemaligen MELUND.

Weizenpreisepreise im Zeitverlauf – konventionell und im ökologischen Landbau
Im Ökolandbau sind die Preise stabiler und Kostensteigerungen geringer ausgefallen – Grund dafür ist die geringere Abhängigkeit von den globalen Märkten. Während sich die Preise für konventionelles Getreide am Weltmarkt orientieren, geht es bei Bio-Getreide mehr um den Innerdeutschen Handel. Zuletzt war die Vorzüglichkeit vom Öko-Ackerbau wegen der leicht gesunkenen konventionellen Preise wieder etwas gestiegen. Einige Ökobetriebe und Verarbeiter spüren allerdings momentan, dass ihre Produkte von den Verbrauchern weniger nachgefragt werden, genauso auch wie bei regionalen Lebensmitteln, da durch die Preissteigerungen viele Verbraucher mehr aufs Geld achten (müssen) – und sich Prioritäten mitunter auch verschoben haben (z. B. am Essen wird gespart, weniger dagegen beim Urlaub).

Fazit
Das Anbaujahr präsentiert sich mit überdurchschnittlichen Erträgen und einem erfreulichen Preisniveau für die Kulturen. Die Qualitäten sind zufriedenstellend, beim Weizen gibt es teils schwächere Proteinwerte. Es ist insgesamt gesehen ein überdurchschnittliches Jahr für den Ackerbau in Schleswig-Holstein, das gilt auch für den Ökolandbau im Ackerbaubereich.

Blick auf die Gewinnentwicklung der einzelnen Betriebstypen
Für die Ackerbaubetriebe wird ein Plus gegenüber dem vorherigen Wirtschaftsjahr erwartet, das gilt auch für die Milchvieh-Futterbaubetriebe, wenn die Maisernte entsprechend ausfällt. Dies gilt aber zum Beispiel nicht für Schweinebetriebe, die durch die hohen Getreidepreise sehr hohe Futterkosten haben, wie auch gestiegene Energiekosten. Die dort eh schon angespannte Lage durch Afrikanische Schweinepest, Corona und Vermarktungsschwierig- keiten wird durch die hohen Futterkosten aufgrund der hohen Getreidepreise weiter verschärft.

Verantwortlich für den Pressetext:

Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,

Telefon: 0 43 31-94 53-110, E-Mail: drixen@lksh.de;

Jana Ohlhoff, Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV),
Telefon: 0 431-988-71 58, E-Mail: jana.ohlhoff@mllev.landsh.de