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Maßnahmen im Winterraps - Generelle Überlegungen zur Aussaat

Aufgrund des starken Auftretens des Rapserdflohs im vergangenen Herbst gibt es aktuell in der Praxis Überlegungen, die Aussaat des Rapses schon vor Mitte August durchzuführen, damit die Pflanzen zum Zeitpunkt des Zuflugs der Käfer schon so gut entwickelt sind, dass die Folgen des Reifungsfraßes nicht mehr existenzbedrohend sein könnten.

Befall der Rapspflanzen mit dem Rapserdfloh. Foto: Susanne Hagen

Reifungsfraß durch den Rapserdfloh. Foto: Manja Landschreiber

Aber auch hier gilt, die Fokussierung auf nur einen Faktor, z. B. den frühen Aussaattermin, ist in keiner Weise ausreichend. Eine frühe Aussaat bietet alleinig keine Garantie für eine gute Etablierung des Rapses, sodass dieser dann vor dem befürchteten Ansturm der Rapserdflöhe automatisch gewappnet ist. Damit der Raps eine gute Startphase hat und dann dem Blattfraß der Käfer buchstäblich davonwachsen kann, müssen zusätzliche Faktoren beachtet werden, denn stehen junge Rapspflanzen in der Auflaufphase unter jeglichem Stress, sondern sie Duftstoffe aus, wodurch sich Rapserdflöhe zusätzlich angelockt fühlen.

  • Sortenwahl:  Eine  frohwüchsige  Sorte  mit  einer  schnellen  Herbstentwicklung  zeigt  hinsichtlich schnellem Erreichen eines gewissen Wachstumsstadiums sicher Vorteile gegenüber langsam startenden Sorten, kann aber auch zum Überwachsen neigen.
    -> Wachstumsregler-Maßnahme anpassen
    -> Herbstdüngungsmaßnahmen beachten
        https://www.lksh.de/landwirtschaft/duengung/duengebedarfsermittlung-duengeplanung-duengeplanungsprogramm/duengung-herbst/
  • Fruchtfolge: Grundsätzlich ist ein Raps nach Wintergerste im Vergleich nach Winterweizen zu bevorzugen, da es u. a. nicht die Nachbauprobleme aufgrund der im Weizen oft eingesetzten Mesosulfuron-haltigen Produkte gegen Ackerfuchsschwanz gibt. Im letzten Herbst kam es aufgrund der ausgeprägten Frühjahrstrockenheit zu z. T. stärkeren Nachbauproblemen und die Rapspflanzen zeigten deutliche Wuchshemmungen und auffällige Blattverformungen. Diese Bestände waren dann oft auch dem Rapserdfloh förmlich ausgeliefert und konnten die Fraßschäden kaum kompensieren.
  • Einfluss der Stoppelbearbeitung auf vorherigen Rapsflächen generell auf den Schädlingsdruck: Eine intensive Stoppelbearbeitung (ca. 5 bis 8 cm) auf den jetzt abgeernteten Rapsflächen hat Einfluss auf die Überlebensrate der Kohlfliegen- sowie Rapserdfloh-Puppen und schlüpfenden Rapserdfloh-Jungkäfern (siehe WD Nr. 49 vom 26.07.24). Diese Form der Bearbeitung in dieser Tiefe sollte aber erst nach den ersten Auflaufwellen des Ausfallrapses durchgeführt werden, um nicht die Ausfallrapsproblematik zu verschärfen. Zusätzlich vermindert eine intensive Bearbeitung der vorherigen Raps- Flächen des Ausfallrapses den stetigen Schädlingszuflug auf benachbarte frisch gedrillte Rapsflächen (Feldhygiene).
  • Saatbettbereitung: Grundsätzlich stellt der Raps schon selbst besonders hohe Anforderungen an ein feines, gut abgetrocknetes und abgesetztes Saatbett, damit eine hohe Auflaufrate und eine schnelle Jugendentwicklung gewährleistet werden. Auch der Rapserdfloh erfordert bezüglich des Saatbetts eine höhere Aufmerksamkeit, denn es gilt, Bodenkluten möglichst zu vermeiden. Kluten erschweren zum einen den Feldaufgang und bieten gleichzeitig den Rapserdflöhen auch hervorragende Rückzugsmöglichkeiten vor intensiver Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen (Lichtempfindlichkeit der Käfer während der Phase des Reifungsfraßes). Somit ist je nach Bodenzustand ein zusätzlicher Bearbeitungsgang vor der Saat in Erwägung zu ziehen und/oder nach der Aussaat der Einsatz einer Cambridge-Walze denkbar. Neben den Effekten auf den Rapserdfloh werden auch Lebensräume der Schnecken zerstört, die aufgrund des diesjährigen stärkeren Auftretens ebenfalls die Jugendentwicklung des Rapses gefährden.
  • Scheinbestellung: In einigen Betrieben haben sich starke Probleme mit Ausfallraps, Ackerfuchsschwanz und zum Teil Weidelgras aufgebaut. Hier hat sich das Verfahren der „Scheinbestellung“ bewährt. Allerdings kollidieren diese Maßnahmen mit einem geplanten früheren Aussaattermin, da für einen erfolgreichen Auflauf bei guter Durchfeuchtung 7 bis 10/14 Tage eingeplant werden müssen.

Fazit: Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sollte der Aussaattermin in einem Zeitfenster liegen, wo neben günstigen Boden-/Saatbedingungen auch gute Folgebedingungen herrschen, d.h., dass nachfolgende Niederschläge für einen zügigen Auflauf sorgen. So erschwert nachfolgende Trockenheit eine gute Pflanzenentwicklung, da die Restfeuchtigkeit im Boden häufig  nur zum Ankeimen reicht, die weitere Pflanzenentwicklung aber nicht gewährleistet ist.

Auch im Vorauflauf vom Raps durchgeführte Herbizidmaßnahmen können unter Umständen Stress verursachen. Hier sollte die Maßnahme in der Mittel- und Aufwandmengenwahl an die jeweilige Unkrautsituation und Wetterbedingungen angepasst werden (Empfehlungen erhalten Sie in einem weiteren Warndienst).

Manja Landschreiber, Landwirtschaftskammer