Wenn Erdbeeranbauer bereits im Mai regional erzeugte Früchte anbieten können, geht die Nachfrage nach Import-Erdbeeren aus Südeuropa zurück. Die Erdbeerproduktion in Importländern, wie beispielsweise Spanien, verbraucht weit mehr Wasser als hierzulande. Zudem ist Wasser in diesen Ländern ein kostbares, knappes Gut. Außerdem entsteht beim Transport zusätzlich klimaschädliches CO2. Der Selbstversorgungsgrad, der Anteil an in Deutschland produzierten und verzehrten Erdbeeren, liegt bei rund 50 %.
Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer ist, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger regional und saisonal zu kaufen. Die Früchte schmecken, sind frisch und durch die kurzen Wege wird die Umwelt geschont.
Präsidentin Ute Volquardsen sagte am Vormittag: „Nach einem nassen Februar gestaltete sich der März weiterhin dunkel und kalt. Im April schien zwar öfters die Sonne, aber die Nächte sind bis in die letzten Tage hin kalt und wiederholt traten leichte Nachtfröste auf. Trotz dieser kalten Nächte konnte die Sonne die Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen, sodass jetzt die ersten Erdbeeren reif sind. Der heutige Starttermin liegt im Durchschnitt. Allerdings sind die Freilandkulturen aufgrund des kühlen Aprils noch weit zurück in der Entwicklung. Aktuell sieht alles nach guten Voraussetzungen für einen guten Ertrag aus, aber es kommt eben auf das Wetter der kommenden Wochen an. Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen!“ Wie die AMI, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, berichtet, werden deutsche Erdbeeren von den hiesigen Verbrauchern präferiert. 2022 griffen immer mehr Haushalte zu heimischer Ware. Rund 54 % der Haushalte griffen mindestens einmal bei den Erdbeeren zu, das sind 4 Prozentpunkte mehr als 2021.
Erdbeeranbau in Schleswig-Holstein
Erdbeeren wurden zuletzt von 89 Betrieben auf einer Freilandfläche von insgesamt 862 ha erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (150 ha), Plön und Ostholstein (150 ha). Wenn alles glatt läuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein rund 10.000 t Erdbeeren. Der Durchschnittsertrag lag im vergangenen Jahr im Freiland zwar mit 99,7 dt/ha rund 27 % über dem Durchschnittsertrag des schlechten Erntejahres 2021, aber 7 % unter dem sechsjährigen Mittel (107 dt/ha).
Der Anbau von Erdbeeren unter hohen begehbaren Folientunneln nimmt kontinuierlich zu. So konnten bereits 82 ha ermittelt werden, auf der 27 Betriebe diese ernteverlängernde Produktionsmethode einsetzen. Alle Erdbeerbetriebe in Schleswig-Holstein verfrühen einen Teil ihres Anbaues. Das sind rund 300 ha und 30 % der Gesamtanbaufläche. Weitere rund 550 ha Erdbeeren stehen ohne Verfrühung im Freiland. Eine langgestreckte Erdbeersaison reduziert das Risiko in einem schwankenden Markt und führt zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Arbeitskräfte. Höchstwahrscheinlich werden ausreichend Arbeitskräfte aus nah und fern zum Pflücken und Verkaufen der Früchte zu uns kommen.
Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten haben die Erzeuger höhere Kosten zu verzeichnen – ob diese an die Kunden weitergegeben werden, bleibt abzuwarten. Wenn das Angebot noch klein ist, kostet die 500-g-Schale zwischen 5 und 6 €. In der Hauptsaison werden die Preise sinken.
Kurze Wege durch Direktvermarktung
Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Viele Erdbeererzeuger setzen auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an. Auch bei Bastian Soltau ist die Direktvermarktung ein wichtiges Standbein. Wenn die Früchte zahlreich an den Pflanzen hängen, setzt er – wie viele seiner Kollegen – auf Selbstpflücken. Dann können die Verbraucher die leckeren Früchte selber ernten und probieren. Gerade für Kinder ist dieses Naturerlebnis besonders wertvoll, da sie so hautnah erfahren und schmecken, wo die gesunden Nahrungsmittel wachsen.
Süßes und gesundes Obst
Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 g Erdbeeren haben lediglich 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken. Auf unserer Internetseite www.lksh.de findet sich ein Überblick über die Obstdirektvermarkter in Schleswig-Holstein. In allen Landesteilen lassen sich so Erdbeeren beziehen.
Tipps für den Erdbeergenuss
Erdbeeren sind sensible Früchtchen. Da sie leicht zerdrückt werden können, sollten sie im Einkaufskorb obenauf transportiert und keiner großen Hitze, beispielsweise im aufgeheizten Pkw, ausgesetzt werden. Auch beim Waschen ist Vorsicht geboten, denn sie verlieren rasch an Aroma, wenn sie einem starken Wasserstrahl oder einem langen Wasserbad ausgesetzt sind. Am besten wäscht man Erdbeeren vorsichtig kurz in einer Schüssel. Die Kelchblätter sollten zuletzt entfernt werden. Tagesfrisch schmecken Erdbeeren am besten.
Frühe und späte Sorten
Eine sehr frühe Erdbeere im Folientunnel ist die Sorte ,Glorielle‘. Eine weitere gängige Frühsorte für den Tunnel ist ‚Magnum‘ oder ,Clery‘. Auf dem Betrieb Soltau sehen wir die frühen Sorten ‚Glorielle‘ und ‚Clery‘. Im Freiland kommt dann die Frühsorte ,Rumba‘. Diese Sorte hat ein sehr gutes Erdbeeraroma und eine frische Farbe.
Frühjahrsentwicklung und Folienschutz
Die Folienauflage zur Verfrühung der Erdbeeren erfolgte, wie in anderen Jahren auch, im Februar. Die Erdbeeren haben schon Anfang März mit dem Wachstum begonnen. Die Felder werden zur Verfrühung ab Mitte Februar mit Folien und Vlies bedeckt. Die Sonne erwärmt dann die Pflanzen und auch den Boden viel schneller. Nach dem nassen Februar brachten der sonnenreiche März und April schnell steigende Temperaturen im begehbaren Folientunnel. Sonne bedeutet immer guter Geschmack.
Fazit
Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen.
Auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer finden sich Kontakte zu hiesigen Obstproduzenten – darunter auch Erdbeererzeuger:
www.lksh.de/landleben/einkaufen-beim-erzeuger/obst-aus-der-region
Infos zum Thema regional einkaufen finden sich auch unter www.gutes-vom-hof.sh
Verantwortlich für den Pressetext: Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Rückfragen bitte unter Telefon: 0 43 31-94 53-110, E-Mail: drixen@lksh.de