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„Der Weizen will schon keimen“ - Landwirte sind gegenüber dem Wetter nahezu machtlos

Die Ernte der Wintergerste ist durch, „und die war angesichts der Trockenheit im Mai und Juni ganz akzeptabel“. Anders sehe das aber bei Weizen, Roggen und Triticale aus. Für diese Getreidearten stehe nun eigentlich die Erntesaison an. Es sei nach wie vor zu nass. Das Korn habe derzeit einen Feuchtigkeitsgehalt von oftmals über 20 Prozent.

Keimende Triticale-Ähre

Dieser keimende Weizen ist als Brotgetreide nicht mehr geeignet.

Schwärzepilze auf einer Weizenähre. Fotos: Achim Seidel, LKSH

Für Weizen sei aber ein Wert von 14 Prozent ideal, da es nur so lagerfähig ist. Das Trocknen nach der Ernte sei teuer: rund 38 Euro koste es, eine Tonne Weizen von 20 Prozent zu trocknen. Jeder weitere Regentag führe zu weiteren Ertrags- und Qualitätseinbußen. Gute zehn Tage müsse jetzt die Sonne scheinen, um weitere Ertrags- und Qualitätseinbußen zu reduzieren.

Ein weiteres und durchaus größeres Problem beim Weizen sei, dass er schon keimen möchte. Durch den Keimprozess werde die Stärke im Korn zu Zuckern abgebaut, was es wiederum zum Backen ungeeignet mache. Wenn das Getreide an Qualität verliere, könne es im Brot nicht mehr der menschlichen Ernährung dienen, Ees könne nur über den Umweg Tierfütterung und das Produkt Fleisch als Lebensmittel nutzbar bleiben. Dafür bekommen die Landwirte allerdings nicht so viel Geld.

Dazu komme noch, dass sich sogenannte Schwärzepilze ausbreiten - typisch für abgereiftes Getreide, das lange unter Regenbedingungen auf dem Feld stehe. Zwar sei der Ertragsverlust in der Regel nicht hoch, aber bei starkem Befall macht das eine Verwendung auch als Futter nicht mehr oder nur bedingt möglich.

Es gäbe auch gute Nachrichten: Mais, Ackerbohnen, Kartoffeln und Zuckerrüben profitieren bisher von dem feuchten Sommerwetter - auch das Gras wachse gut.

Gestiegene Kosten für Energie, Dünger und Personal und eine Missernte schmälern das Betriebsergebnis. Grundsätzlich sei man in der Landwirtschaft immer dem Wetter ausgesetzt. Dennoch profitiere Schleswig-Holstein von seinem maritimen Klima mit häufigen Niederschlägen aus Westen bei gleichzeitig kühler, feuchterer Seeluft im Gegensatz zu anderen Regionen, die mit extremen Trockenphasen zu kämpfen haben.

pm Achim Seidel, Landwirtschaftskammer / Kirsten Hess, Bauernverband Schleswig.Holstein


Folgende Ernteergebnisse im Marktfruchtbau sind derzeit online abrufbereit:

Achim Seidel, Landwirtschaftskammer