In den Versuchen wurden vier Jahre lang zehn verschiedene Liniengemische in Versuchsanlagen und auf Praxisbetrieben in je zwei bis drei Sätzen pro Jahr angebaut und mit den jeweiligen Einzellinien sowie den verfügbaren Sorten verglichen. Dabei erwiesen sich die Liniengemische im Durchschnitt als deutlich weniger anfällig für den Falschen Mehltau, dem wichtigsten Schaderreger im Salatanbau. Auch bei der Ertragsstabilität und Produktqualität schnitten die Gemische sehr gut ab. Das Forscherteam begründet die geringere Anfälligkeit mit der deutlich größeren genetischen Bandbreite der Linienmischungen im Vergleich zu den Einzellinien und den verfügbaren Standardsorten. Im Durchschnitt setzten sich die untersuchten Gemische aus etwa zehn verschiedenen Salatlinien zusammen.
Um Qualität und Ertrag stabil zu halten, musste die Zusammensetzung der Liniengemische jedoch laufend angepasst werden, da an den Versuchsstandorten immer wieder neue, zum Teil sehr aggressive, Erregerrassen des Falschen Mehltaus auftraten.
Kreuzungspopulationen wichtiger Bestandteil von Liniengemischen
Zur schnellen Entwicklung neuer Salatlinien wurde im Projekt auch die Methode der Kreuzungspopulationszüchtung für Kopfsalat untersucht. In reiner Form erwies sich dieser Ansatz als weniger geeignet für die Kultur. Die Methode hat jedoch den Vorteil, dass in relativ kurzer Zeit neue, sogenannte F4-Populationen mit hoher genetischer Variabilität entwickelt werden können. Diese Populationen wurden in Praxisversuchen sehr erfolgreich als Bestandteil von Liniengemischen eingesetzt.
Fazit: Erfolgreicher ökologischer Anbau von Kopfsalat ist möglich
Die Kombination beider Verfahren liefert die besten Ergebnisse für die Züchtung von Kopfsalat. Denn dadurch können die Gemische zeitnah an veränderte Umweltbedingungen wie den Klimawandel, und ein wechselndes Virulenzspektrum des Falschen Mehltaus angepasst werden.
Aus Sicht der Forscherinnen und Forscher ist die neue Züchtungsstrategie ein nachhaltiges Konzept für die Praxis, das einen erfolgreichen ökologischen Anbau von Kopfsalat bei unterschiedlichen regionalen Bedingungen ermöglicht.
Mehrere anbauwürdige Liniengemische aus Kopf- und Bataviasalaten stehen bereits für die Praxis zur Verfügung und können in Betrieben verschiedener Regionen auf Praxistauglichkeit geprüft werden. Über Kultursaat e.V. wird Probesaatgut eines bunten Bataviagemisches an Interessierte abgegeben.
Hintergrund
In Deutschland wird die Nachfrage nach Bio-Kopfsalat derzeit zum großen Teil über Importe abgedeckt. Für deutsche Bio-Betriebe gäbe es große Marktchancen, allerdings fehlt es an geeigneten Sorten, die unter den schwankenden Klimabedingungen eine ausreichende Anbausicherheit bieten. Insbesondere durch den wachsenden Druck von Pflanzenkrankheiten wie dem Falschen Mehltau kommt es immer wieder zu großen Ernteausfällen, die einen wirtschaftlichen Anbau erschweren.
Das Forschungsprojekt "Entwicklung und Praxiserprobung eines neuen Züchtungskonzeptes für einen stabilen ökologischen Salatanbau" wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger betreut.
Mehr Informationen zum Projekt unter:www.ble.de/Bio-Salatanbau